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Mouches
volantes und Meditation mit offenen Augen
Das Phänomen der Mouches volantes wird in unserer Kultur vorwiegend im Einklang mit der modernen medizinischen Sicht verstanden, wo es als „Glaskörpertrübung“ gilt. Aussereuropäische und frühere religiöse Traditionen geben hingegen Hinweise darauf, dass Mouches volantes als spirituelles oder kosmisches Phänomen gedeutet wurden. Ihre Bilder, Mythen und Symbole zeigen immer wieder Strukturen, die auch für die Punkte und Fäden in unserem Blickfeld typisch sind. Das Sehen von Mouches volantes könnte somit eine Tiefe haben, die uns heute nicht mehr bewusst ist. In Teil 2 dieses dreiteiligen Artikels werden mythische Kugel- und Kreisstrukturen vorgestellt, die durch Mouches-volantes-Kugeln inspiriert sein könnten.
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Mouches volantes und ihre Bedeutung wurden je nach Zeit, Kultur und Persönlichkeit der Beobachterin oder des Beobachters verschieden interpretiert. Eine spirituell bedeutsame Ansicht über die Mouches volantes erfahren wir von Nestor dem Seher, bei dem ich gelernt habe und dessen Lehre ich im Buch „Mouches Volantes. Die Leuchtstruktur des Bewusstseins“ festgehalten habe. In dieser Rubrik soll jeweils ein entsprechender Auszug aus dem Buch präsentiert und erklärt werden.
Aus: Mouches
Volantes. Die Leuchtstruktur des Bewusstseins.
Ein Seher-Freund von Nestor, der „Denker“, erklärt, dass die leuchtende Grundstruktur aus Kugeln und Fäden hörbar ist. Als ehemals aktiver Sprachwissenschaftler hatte sich der Denker einen Sprachkosmos aufgebaut, der einen Grossteil seiner Energie in Denkmustern und Begriffen band. Um diese Energie herauszulösen und in das Bild als Ganzes zu geben, griff er zu einer simplen Übung: Er wiederholte für ihn zentrale Begriffe unzählige Male, bis sie ihre Bedeutung verloren hatten – was an die meditative Wiederholung von „Kraftworten“ in westlichen wie östlichen spirituellen Traditionen erinnert. Was der Denker dann jeweils wahrnahm, war ein Rauschen in seinen Ohren. Dieses zeigte ihm an, dass die im Begriff gebundene Energie nun frei fliessen konnte. Später wurde er auch auf die leuchtenden Kugeln und Fäden aufmerksam, die sich in solchen Situationen jeweils deutlicher zeigten. Bei der Suche nach einer physiologischen Erklärung dieses „Rauschens der Grundstruktur“ kommt man schnell auf Tinnitus oder Ohrenklingeln, eine innerlich verursachte Störung der Hörfunktion, unabhängig von äusseren Schallquellen. Unter dem Begriff „Tinnitus“ verbirgt sich eine Vielzahl von akustischen Erfahrungen. Die meisten sind idiopathisch, d.h. nicht auf Krankheitszustände zurückzuführen. Manche jedoch haben pathologische Ursachen und können behandelt werden. Subjektiver, harmloser Tinnitus ist weit verbreitet, insofern die meisten Menschen ein Rauschen oder Klingeln in den Ohren wahrnehmen können, wenn sie sich achten. Tinnitus hat somit viele interessante Parallelen zu den rein subjektiven, idiopathischen Mouches volantes bzw. den „Leuchtstruktur Mouches volantes“. Während aber Mouches volantes in der Physiologie nach wie vor als Glaskörpertrübungen gelten, sucht man den Entstehungsort von Tinnitus heute nicht mehr im Innenohr, sondern in der veränderten neuronalen Aktivität in unterschiedlichen Hirnarealen. Viele meditativ,
spirituell, geistig arbeitende Menschen erfahren dieses Ohrenklingeln
immer wieder, oft verstärkt in bewusstseinsintensiven Situationen.
Entsprechend vielfältig wir das Phänomen interpretiert: Tinnitus
als Symptom einer bestimmten Stufe im Lichtkörperprozess; als verschlüsselte
Information, die uns die Engel auf diese Weise übermitteln; oder
auch als Zeichen der Verdrängung einer Botschaft, die uns gechannelt
wird. Für die Emmental-Seher sind die leuchtenden Punkte
und das innere Rauschen innersinnliche Phänomene, die durch
die Steigerung der energetischen Intensität immer deutlicher wahrnehmbar
werden und als Meditationsobjekte dienen können. Ihr Tipp im Umgang
mit dem Phänomen: Energie steigern und „dem Rauschen lauschen“. Literatur:
Eine
Studie aus Singapur ermittelt die Lebensqualität von Mouches-volantes-Patienten
auf einer objektiven Basis. Die Resultate zeigen: Die Patienten nehmen
ein früheres Ableben, Blindheit und Tod in Kauf für eine „klare
Sicht“. Das Forscherteam um Ajeet M. Wagle befragte 266 Patienten um in Erfahrung zu bringen, ob und wie sehr „symptomatische degenerative Mouches volantes“ einen Einfluss auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität haben. In die Studie eingeschlossen waren Patienten ab 21 Jahren, die den Augenarzt in erster Linie wegen Mouches volantes aufsuchten, die in einem oder beiden Augen Punkte und Fäden sahen und keine pathologischen Symptome wie Netzhautschäden, Blutungen, Entzündungen, Traumen etc. aufwiesen. Der Fokus liegt also auf „idiopathischen“, nicht krankheitsbedingten Mouches volantes, die gemäss der Literatur infolge von (altersbedingten) „degenerativen Veränderungen“ wie Glaskörperverflüssigung, Kondensation von Glaskörperfasern und durch die hintere Glaskörperabhebung (posterior vitreous detachment, PVD) entstehen. Dem Fragebogen lag eine veränderte mikroökonomische Nutzentheorie (Neumann-Morgenstern-Nutzenfunktion) zugrunde: Gefragt wurde nach 1) der Anzahl Jahre, die die Patienten von ihrem verbleibenden Leben zu geben bereit waren, im Austausch für eine hypothetische Technologie, die ihre Sicht vollkommen wiederherstellt; und 2) der Bereitschaft (in Prozent), das Risiko einerseits des sofortigen Todes, andererseits der sofortigen Blindheit einzugehen im Austausch für eine hypothetische Technologie, die ihre Sicht vollkommen wiederherstellt. Die ermittelten Nutzenwerte (utility values) bewegen sich im gleichen Rahmen wie diejenigen bei Macula-Degeneration, diabetischer Retinopathie, Kurzsichtigkeit, aber auch Bluthochdruck, leichte Angina, mittlerer Schlaganfall, Darmkrebs und asymptomatische HIV-Infektion. Die Autoren schliessen, dass akute (weniger als einen Monat bestehende) wie chronische (über ein Jahr bestehende) Mouches volantes einen negativen Einfluss auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität haben.
Three-dimensional reconstruction of the vitreousbody. (Quelle)
Selbst wenn die Art der MV eindeutig wäre, ist die Anwendung einer ökonomischen Nutzentheorie zur Ermittlung des „Leidensdrucks“ fragwürdig. Klar, sie verleiht einen Hauch von Wissenschaftlichkeit und Objektivität. Nur kranken solche Theorien daran, dass sie davon ausgehen, dass Menschen sich unter bestimmten Bedingungen immer gleich und immer nutzenoptimiert verhalten; subjektive Aspekte werden bei der Bestimmung von Nutzen ausgeschlossen oder aber in klar beschreibbare dichotome Zustände wie krank oder gesund, betrunken oder nüchtern, tot oder lebendig etc. gegossen. Die Antwort auf eine Frage wie „Wie viele Jahre Ihres Lebens würden Sie für eine Technologie geben, die Ihnen diese oder jene Krankheit heilt?“ hängt nicht nur von der persönlichen Situation, sondern sicherlich auch von der momentanen Gefühlsstimmung und Leidensfähigkeit, vielleicht auch vom Bestreben, den Ärzten das persönliche Leiden klarzumachen; dann auch vom Wissen, dass man bei dieser hypothetischen Übung nichts zu verlieren hat; und von der mangelnden Vergleichsmöglichkeit – würden die Menschen tatsächlich gleich viele Jahre ihres Lebens für die Heilung von MV wie für die Heilung von Krebs oder HIV hergeben, wenn sie beides zugleich beantworten müssten? Alles, was die
Studie letztlich „beweist“ ist, dass es immer wieder Menschen
gibt, die sich in ihrem Leben durch MV eingeschränkt fühlen.
Die absolute Mehrheit von MV-Sehenden, die keine Probleme damit hat, bleibt
unerwähnt. Es ist richtig, dass die Ärzte diese Minderheit von
MV-Betroffenen berücksichtigen und ernst nehmen. Es ist auch verständlich,
dass eine objektive Wissenschaft wie die westliche Medizin sich auf objektive
Daten stützen möchte – wenn Augenärzte die MV in
ihren Patienten schon nicht immer feststellen können, möchten
sie doch zumindest den Leidensdruck objektiv erfassen. Bedenklich
bei diesen Studien ist jedoch, dass eine fragwürdige Objektivität
MV mit lebensbedrohenden Krankheiten wie Krebs und HIV in Verbindung bringt. Und dass Augenärzte sich dazu bewegt fühlen könnten, auf
dieser Grundlage noch schneller und häufiger Vitrektomien anzubieten,
auch für Menschen, die zunächst nur eine Abklärung wünschen.
Die Übertragung rein subjektiver Wahrnehmungen in die „Objektivität“
ist immer nur um den Preis einer Blickwinkelverengung zu haben und ist
daher ein schlechter Ratgeber für invasive Eingriffe oder andere
irreversible Techniken wie die pharmakologische Auflösung von makromolekularen
Glaskörperstrukturen (vitreolysis), die seit einiger Zeit als Hoffnungsträger
für MV-Therapien gilt. Wo Menschen unter rein subjektiven Mouches
volantes leiden, braucht es Ansätze, die das Subjekt mit in die Therapie
einbeziehen. Es braucht die Zusammenarbeit der Augenärzte mit alternativen
Herangehensweisen – und nicht die unhaltbare Objektivierung und
Pathologisierung der MV um einer lautstarken Minderheit zu genügen.
Die Rubrik "Bilder des Quartals" stellt realistische, künstlerische und/oder spirituelle/religiöse Darstellungen aus verschiedenen Kulturen und Zeiten vor, die entoptische Phänomene zeigen oder durch sie inspiriert sein könnten:
Salvador Dalí: Harmonie der Kugeln (1978).
Dalís Bild zeigt also, in meiner Interpretation, sich in drei Dimensionen bewegende Kugeln, die mit dem Himmel, dem Fliegen, dem Gold (Licht) assoziiert werden; aber auch mit einem geometrischen und farblichen Kontrast – durch das altgriechische Wort sphaira, das u.a. die Kugelhülle [um einen Himmelskörper] bezeichnet, als auch durch die Komplementärfarben Gelb und Blau; sowie durch die Vorstellung einer zugrundeliegenden Ordnung bzw. Harmonie, die in diesem Fall akustisch wahrnehmbar gedacht ist. Somit können wir „Harmonie der Sphären“ als visuelles wie philosophisches Sinnbild der doppelmembranigen, Kreis-Umfeld-polaren, am Himmel fliegenden und leuchtenden Mouches volantes verstehen – oder im weiteren Sinn als Metapher für visuelle subjektive Wahrnehmungen im Zusammenhang mit intensivierten Bewusstseinszuständen. So erstaunt es nicht, dass das Bild auf dem Umschlag des Buches „Tensegrity“ (1998) von Carlos Castaneda abgedruckt wurde; es schien die Kombination des Sehens von energetischen Phänomenen mit den „magischen Bewegungen der Zauberer“ gut auszudrücken.
Diese Bilder findet ihr z. T. auch in der Galerie sowie im Forum, wo sie zur Diskussion stehen. Ihr habt eigene Zeichnungen von Mouches volantes oder anderen entoptischen Phänomenen (Sternchen/Kreiselwellen, Nachbilder)? Oder ihr wisst von realistischen, künstlerischen und religiösen Darstellungen solcher Erscheinungen? Dann sendet mir das Bild oder gebt mir den Tipp, ich würde es gerne im Newsletter, in der Galerie oder auch im Forum veröffentlichen.
Eine vollständige Liste mit allen bisherigen Veröffentlichungen (Monografien, Sammelbände, Zeitschriften) findet ihr auf der Website. Diese neu veröffentlichten Artikel könnt ihr im deutschen oder englischen Mitgliederbereich herunterladen.
Shamash,
Ishtar and Igigi – Floater structures in ancient Mesopotamia Published:
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