Möglichst pflanzlich: Pflanzliche Lebensmittel sind gegenüber den tierischen generell reicher an Vitaminen und Ballaststoffen und dafür ärmer an Fetten. Zudem enthalten sie viele gesundheitsfördernde sekundäre Pflanzenstoffe. Gemäss Studien reduziert bereits der Verzicht auf Fleisch (Vegetarismus), vor allem aber die ausschliessliche pflanzliche Kost (Veganismus) das Risiko für Zivilisationskrankheiten wie Übergewicht, Bluthochdruck, Herz- und Gefässkrankheiten, Diabetes, Arthritis und Krebs – wobei der generell gesündere Lebensstil von Vegetariern und Veganern hier ebenfalls ins Gewicht fällt. Andererseits wird Pflanzenköstlern empfohlen, auf den Konsum besonders nährstoff- und eiweissreicher Nahrungsmittel (v.a. Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und Nüsse) zu achten, um Mängel an Vitamin D und B2, Eisen, Zink und Kalzium vorzubeugen. Insbesondere sollte das in pflanzlicher Kost kaum vorkommende Vitamin B12 supplementiert werden. Ein guter Grund, auf tierische Lebensmittel zu verzichten, ist auch das Tierwohl: Die immer wieder zutage geförderten Missstände in der Massentierhaltung und in Schlachtbetrieben zeigen das grauenvolle Leid, das Tieren widerfährt, die als Ware und nicht als Lebewesen behandelt werden. Tierische Produkte aus artgerechter Haltung zu entsprechend höheren Preisen sind klar zu bevorzugen. Doch wer zugunsten des Tierwohls noch weiter gehen möchte, ersetzt Fleisch oder alle tierischen Produkte durch pflanzliche Kost. Die pflanzliche Ernährung ist aber auch ein Beitrag für mehr Nachhaltigkeit und Ernährungssicherheit. Denn die Fleischproduktion verschlingt einen beträchtlichen Teil des produzierten Getreides und des Frischwassers, wovon nur ein kleiner Teil in tierische Proteine umgewandelt werden. Der Ausstoss des hochpotenten Treibhausgases Methan aus Rindermägen und die Umwandlung von Wald in Flächen für die Beweidung oder den Tierfutteranbau heizt das Klima zusätzlich auf. Schliesslich würde die Begrenzung von Nutztieren sowie des Wildtierhandels auch die Wahrscheinlichkeit verringern, dass Viren von Tieren auf den Menschen übertragen werden (Zoonose), was wiederum das Risiko für Infektionskrankheiten, Epidemien und Pandemien senkt.
Möglichst biologisch/ökologisch: Hier ist weniger ein bestimmtes Label gemeint, sondern ein Grundsatz: mehr Qualität statt Quantität. Anstatt Pflanzen hochzuzüchten und den Ertrag mit allen Mitteln zu steigern, wird eher im Einklang mit der Natur gearbeitet. So werden Pflanzen beispielsweise ohne synthetische Schutzmittel und Kunstdünger kultiviert. Generell enthalten Bio-Lebensmittel weniger Pestizidrückstände und Schwermetalle, dafür mehr und qualitativ bessere Nährstoffe. Dies dient einerseits unserer Gesundheit, andererseits auch der Gesundheit der Umwelt, da dadurch Böden und Gewässer entlastet und die Artenvielfalt gefördert werden. Das hat natürlich seinen Preis: Biologisch bedeutet weniger Ertrag und dafür höhere Preise. Doch qualitativ gute Nahrungsmittel, die Teil von ökologischen Bemühungen sind, sollten uns etwas wert sein. Zwar wird moniert, dass sich die Weltbevölkerung durch Bio nicht ernähren liesse, schon gar nicht im Jahr 2050, wenn zehn Milliarden Menschen die Erde bewohnen werden. Studien zeigen jedoch, dass der Anteil biologisch erzeugter Lebensmittel um das Drei- bis Sechsfache wachsen sollte, um zusammen mit der konventionellen Landwirtschaft ein Gleichgewicht zwischen dem Schutz der Ökosysteme und der Ernährungssicherheit zu gewährleisten.
Möglichst unverarbeitet: Fertiggerichte und viele andere Produkte der Lebensmittelindustrie enthalten oft viel Salz, raffinierte Zucker, gehärtete Fette sowie Zusätze wie Farbstoffe, Geschmacksverstärker oder Konservierungsstoffe. Solche Zutaten schmeicheln zwar dem Auge und dem Gaumen, belasten aber letztlich unseren Körper und trüben unser Bewusstsein. Manche der oft verwendeten und billigen Zusätze begünstigen darüber hinaus soziale Missstände und belasten die Umwelt – so etwa das Palmöl, von dem der grösste Teil nicht nachhaltig und sozialverträglich produziert wird. Für unsere Mahlzeiten sollten wir stattdessen frische und naturbelassene Lebensmittel bevorzugen: Selbst gekochtes Gemüse und Getreide statt die tiefgekühlte vegetarische Gemüsemischung mit viel Salz, Reis- oder Maisstärke und Konzentraten; Backkartoffeln statt Pommes frites oder Chips; frische Salate statt die Salatmischung aus dem Beutel; selbst gekochte Spaghetti alla napoletana statt Ravioli aus der Dose; selbst gebackener Kuchen statt Schokoriegel oder das Stück Torte aus der Cafeteria; Früchte statt Früchtekuchen; Trockenfrüchte statt Eis oder Pralinen. Klar, unverarbeitete Lebensmittel bedienen unsere – oft überreizten – Geschmacksnerven nicht so wie die verarbeiteten Gerichte oder Snacks. Und sie erfordern viel mehr Zeit und Arbeit als es braucht, um ein Fertiggericht aufzuwärmen. Dafür bestimmen wir selbst, was auf den Tisch und in unseren Körper gelangt, entwöhnen uns von dem allzu Salzigen, Süssen und Fettigen, schärfen wieder unseren Geschmackssinn – und entdecken vielleicht sogar die Freude am Kochen.
Möglichst saisonal und regional: Wir sind es gewohnt, dass praktisch alle Nahrungsmittel das ganze Jahr über zur Verfügung stehen. Das ist angenehm, doch der Preis dafür sind lange Transporte, teils um die halbe Welt, die die Ökobilanz belasten. Dies gilt nicht nur für Grundnahrungsmittel, sondern auch für die sog. Superfoods – nährstoffreiche Lebensmittel, die als besonders gesundheitsförderlich angepriesen werden und oft von weit her kommen (z.B. Avocados, Kakao, Chia, Açai- und Goji-Beeren, Quinoa, Spirulina u.a.). Dabei vergessen wir die Superfoods in unseren eigenen Breitengraden: Gemüse, Getreide, Knollen, Beeren und Früchte, die den Importen aus Übersee oft in keiner Weise nachstehen. Wenn wir uns wieder stärker an dem orientieren, was bei uns wächst und Saison hat, leisten wir nicht nur einen aktiven Beitrag gegen die Klimaerwärmung, sondern lernen auch wieder den Kreislauf der Natur kennen. Die Natur versorgt uns zwar nicht jederzeit mit jedem Lebensmittel. Dafür aber lehrt sie uns den Wert einzelner, eben nicht dauernd verfügbarer Lebensmittel wieder schätzen.
Massvoll: Wir leben in einer Welt, die hohe Leistungsanforderungen an uns stellt. Der ständige, vielleicht sogar chronische Stress erschöpft uns, während uns Werbebotschaften einflössen, die Entspannung im Konsum zu suchen. Dies gilt auch für das Essen. Häufig essen wir nicht aus Hunger, sondern um uns zu belohnen oder einen Frust auszugleichen. Dabei greifen wir gerne auf das allzu Süsse, Salzige und Fettige zurück, das aktiv beworben wird und in Shops rund um die Uhr erhältlich ist. So führen wir uns ständig mehr Energie zu, als wir brauchen. Die Auswirkung dieser Überernährung ist augenfällig: Ein bis zwei Drittel der Menschen in den westlichen Gesellschaften sind übergewichtig. Bewusstseinsentwicklung bedeutet unter anderem, diese Stress-Frust-Sucht-Spirale zu erkennen und aktiv zu durchbrechen. Allerdings kann das Pendel dann auch erst einmal ins Gegenteil ausschlagen, hin zu überzogenen Fitness-, Schlankheits- oder Gesundheitsidealen, die im Fall der Ernährung zu Nährstoffmangel und Essstörungen führen können. Massvoll zu sein bedeutet, das eine wie das andere Extrem zu vermeiden und das eigene Mass, die eigene Mitte zu finden. Wenn wir mal nach einer Phase grosser körperlicher oder geistiger Anstrengung über die Stränge schlagen, ist das natürlich kein Problem. Doch regelmässige, vielleicht sogar tägliche Attacken von Heisshunger oder Frustessen, die mit besonders salzigen, süssen und fettigen Lebensmitteln befriedigt werden und danach Schuldgefühle erzeugen, sollten tiefer betrachtet werden, um die Gründe zu erkennen. Dafür braucht es Zeit und womöglich eine Veränderung der Lebensumstände. Solange diese Situation andauert, sollten wir in Anfällen von Heisshunger gesunde Snacks bevorzugen – Früchte, Trockenfrüchte und (Salz)Nüsse statt Schokoriegel, Chips oder Eis.
Mässigung beginnt jedoch bereits beim Einkauf, um Lebensmittelverschwendung zu vermeiden. Weltweit werden jedes Jahr 1,6 Milliarden Tonnen Lebensmittel weggeworfen, ein Drittel der gesamten Lebensmittelproduktion. Natürlich ist es schön, in so einem Überfluss leben zu dürfen. Weniger schön sind die ökologischen und ethischen Probleme, die damit verbunden sind. Einerseits benötigt die Landwirtschaft für die Erzeugung von Lebensmitteln immer knapper werdende Ressourcen wie Ackerland, Wasser und Energie, und zugleich stösst sie erhebliche Mengen von Treibhausgasen in die Atmosphäre aus. Andererseits kommen die Rohstoffe für unser Essen oft aus Ländern mit einem hohen Anteil an chronischer Unterernährung. Weltweit leiden zwei Milliarden Menschen an Mangelernährung und 800 Millionen Menschen hungern. Durch die Vermeidung der Lebensmittelverschwendung liesse sich nicht nur die CO2-Bilanz erheblich verbessern, sondern auch der Welthunger reduzieren.
Aus Sicht der Seher unterstützt eine gesunde und ausgewogene Kost unsere Bemühung um ein leuchtendes und intensiviertes Bewusstsein. Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass wir dies nicht allein durch einen ganz bestimmten Ernährungsstil oder gar durch den Konsum oder die Vermeidung eines bestimmten Lebensmittels erreichen. Sondern die Ernährung ist Teil einer umfassenden Lebensweise, die wir über längere Zeit praktizieren (vgl. News 1/16). Zusammen mit genügend Bewegung, Schlaf, der schrittweisen Umwandlung von weltlichen zu geistigen Wünschen und Zielen sowie den Übungen für Körper, Atem und Geist sorgt eine günstige Ernährung für einen gesunden und starken Körper, in dem die Energie frei zirkulieren und schliesslich in der Form von Ekstase ins Bild fliessen kann. Eine Ernährung durch pflanzliche, biologische, unverarbeitete, saisonale und regionale Lebensmittel, die zudem massvoll ist, fördert diese energetische Umwandlung und leistet darüber hinaus einen Beitrag für eine gesündere, gerechtere und friedlichere Welt.