Mouches Volantes: Leuchtstruktur des Bewusstseins und Meditation mit offenen Augen.
Fragen und Antworten von Floco Tausin zum Thema: Glaskörpertrübungen bzw. Mouches volantes  oder fliegende Mücken.
Mouches volantes und das Bewusstsein
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News: Ganzheitlich Sehen

"Ganzheitlich Sehen"

2/23 (Nr. 56)
ISSN 1662-808X
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Inhalt

Aktuelles
Publikation „Mouches volantes im Buddhismus“; Buchprojekt „Neun Lichter“; Leuchtstruktur Shop

Hauptartikel
Mouches volantes in den Religionen: Der Buddhismus – Teil 4: Die grosse Perfektion (Dzogchen)

Bilder und Stimmen
Alex Grey

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Aktuelles

Neue Publikation

Mouches volantes im Buddhismus.

Symbole, Mythen, Lichtvisionen
Das Buch: Mouches volantes im Buddhismus
Das Buch: Mouches volantes im Buddhismus von Floco Tausin (Quelle)

Buchbeschreibung

Alle haben sie, fast alle sehen sie, und nur wenige schauen hin: die vereinzelten, transparenten und beweglichen Punkte und Fäden im Blickfeld. In der Augenheilkunde werden sie „Mouches volantes“ genannt und als Glaskörpertrübung verstanden.

Doch stimmt diese Erklärung? Der Autor, Floco Tausin, folgt in diesem Buch der seherischen Erfahrung, dass Mouches volantes keine Glaskörpertrübung sind, sondern eine leuchtende Struktur und ein Ausdruck unseres Bewusstseins. Diese Leuchtstruktur, so die Annahme, wurde stets von Menschen gesehen, die Techniken der Bewusstseinsveränderung eingesetzt haben.

In diesem Buch widmet sich der Autor dem Buddhismus. Hinweise auf die Leuchtstruktur findet er in bekannten Symbolen, mythischen Visionen, den Lichterscheinungen von Meditierenden und insbesondere in den Visionen des Tögal, einer seherischen Praxis der tibetischen Dzogchen-Lehre.

Erhältlich als eBuch oder Taschenbuch (113 S., 34 Abb.) im Leuchtstruktur Shop, in Online-Buchhandlungen oder bei Ihrem Buchhändler.

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Buchprojekt „Neun Lichter“

Das Buch „Neun Lichter“ erzählt die Geschichte von „Mouches Volantes“ weiter. Erneut geht es um die Entwicklung des Sehens der Leuchtstruktur gemäss der Lehre von Nestor und den Emmentaler Seherinnen und Sehern. Dieses Mal steht ein besonderer Teil der Leuchtstruktur im Mittelpunkt der seherischen Lehre: die „Neun Lichter“. Die Neun Lichter sind eine Konstellation von Leuchtkugeln, die tief in der linken Seite des Bewusstseins zu finden ist. Für die Seher sind die Neun Lichter eine zentrale Wegmarke auf dem Weg zur Quelle sowie der Ursprung zahlreicher Erscheinungen in der Welt.

Erstmals trifft Floco mit den anderen „Wanderern“ zusammen, die bei den Sehern lernen: Aoi, Mai und Romeo. Sie alle bereiten sich auf den Sprung in die linke Seite des Bewusstseins vor – ein Ereignis, durch das sie zu Seherinnen und Sehern werden. Da sie die Neun Lichter noch nicht sehen, lernen die Wanderer sie als Grundmuster zu nutzen, um sich im Körper, im Fühlen und Denken zu entwickeln. Die Arbeit mit den Neun Lichtern wird zu ihrem gemeinsamen Weg, auf dem sie sich in der Tiefe miteinander verbinden und sich in ihren Fähigkeiten ergänzen, um in die linke Seite des Bewusstseins zu gelangen.

Das Buch ist in Bearbeitung, ein Erscheinungstermin steht noch nicht fest.

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Leuchtstruktur Shop

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Hauptartikel

Mouches volantes in den Religionen: Der Buddhismus – Teil 4: Die grosse Perfektion (Dzogchen)

Yogis bei der visionären Praxis. Ausschnitt aus einem
Wandgemälde im Lukhang Tempel in Lhasa, Tibet, 17. Jh.
Mouches volantes – Glaskörpertrübung oder Bewusstseinslicht? Der Blick auf Religionen lässt vermuten, dass Mouches volantes für viele Menschen eine spirituelle Bedeutung hatten. In diesem Artikel werden Mouches-volantes-Motive in den visionären Praktiken der buddhistisch-tantrischen Dzogchen-Schule vorgestellt.

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Bilder und Stimmen

Visionäre Kunst zeigt uns Welten, die mit unserem Alltagsbewusstsein kaum zugänglich sind. Dazu gehört die Erfahrung des inneren Lichts in vielfältigen Formen – von Visionen, über entoptische Erscheinungen bis zur Leuchtstruktur. Bilder und Stimmen von visionären Künstlerinnen und Künstlern.

Alex Grey – das kosmische Bewusstseinsgitter

„Am 3. Juni 1976 hatten wir ein übereinstimmendes psychedelisches Erlebnis: die Vision des ‚kosmischen Bewusstseinsgitters‘.“

So beginnt Alex Grey seinen Kunstband Sacred Mirrors (1990). Das erwähnte Erlebnis, das er mit seiner späteren Frau Allyson teilte, war ein Wendepunkt im Leben des US-amerikanischen Künstlers. So hat es auch die Bild-Serie in Sacred Mirrors inspiriert. Bei dieser Serie handelt es sich um 21 lebensgrosse Bilder von menschlichen Körpern, die die physische, psychische und spirituelle Anatomie des Menschen darstellen. Schicht für Schicht durchleuchtet Alex die Körper und thematisiert auf jedem Bild der Serie eines der physiologischen Systeme – Nerven, Gefässe, Lymphe, Organe, Muskeln, Haut. Dann zeigt er Menschen diverser Rassen in ihrer nackten, verletzlichen Erscheinung. Schliesslich folgen die Energiesysteme, die Körper und Geist beleben: das psychische Energiesystem, das spirituelle Energiesystem und das kosmische Bewusstseinsgitter.

Das psychische Energiesystem (Psychic Energy System, 1980).
Das psychische Energiesystem (Psychic Energy System, 1980). Acryl auf Leinwand (117 x 213 cm). Quelle: (26.1.23).
Durch die Sacred Mirrors hat Alex Grey weltweite Bekanntheit erlangt. Seine Bilder wurden in Museen rund um den Globus ausgestellt und von Musikbands, Magazinen und Fernsehsendern verwendet. Doch er hat nicht nur die Kunstwelt, sondern auch spirituell Suchende inspiriert. Denn die Sacred Mirrors sind auch ein Weg der Selbsterkenntnis. Wie der Name sagt, funktionieren die Bilder wie Spiegel, in die die Betrachtenden blicken. Sie laden ein, die eigene Körperlichkeit zu reflektieren – von der materiellen bis zur energetisch-lichtvollen Ebene – und das eigene tiefere Selbst zu suchen. Andere Betrachterinnen und Betrachter fühlen sich durch die Bilder an ihre eigenen mystischen oder visionären Erfahrungen erinnert oder gar in diese zurückversetzt. Für Alex besteht der Zweck der Kunst genau darin: Sie ist eine spirituelle Praxis, die uns zu einem bewussteren Dasein erweckt und uns tiefe Verbundenheit miteinander und mit dem Kosmos erkennen lässt.



Visionäre Kunst

Damit ist auch das Anliegen der visionary art benannt. Der Begriff steht für eine Kunstbewegung, in der sich Alex Grey verortet, und die er mitgeprägt hat. Als einer der ersten hat der maltesische Künstler Laurence Caruana über die visionäre Kunst nachgedacht. In seinem Manifesto of Visionary Art (2001) verweist er darauf, dass visionäre Kunst kein neues Phänomen ist. Seit den Anfängen der Kunst haben Menschen unverfügbare, transzendente Realitäten für die spirituelle Unterweisung, die Erbauung oder die Bewusstseinsveränderung des Publikums dargestellt. Frühe Beispiele sind etwa die Tier-Mensch-Mischwesen prähistorischer Höhlenmalereien, die Geistwesen auf schamanischen Trommeln sowie die Darstellung von Himmeln, Höllen, Göttern und Dämonen in der Kunst antiker Zivilisationen. Im mittelalterlichen und neuzeitlichen Europa lassen sich die visionären Werke von Hildegard von Bingen, Hieronymus Bosch, William Blake und Robert Fludd nennen. Auch in modernen Richtungen wie dem Symbolismus, der Abstrakten Kunst, dem Surrealismus, der Wiener Schule des Phantastischen Realismus und der psychedelischen Kunst haben visionäre Künstlerinnen und Künstler gewirkt. Oft stammen die Inspirationen aus Träumen, Halluzinationen oder Visionen der Kunstschaffenden und wurden nicht selten als Einblicke in transzendente Welten oder als Botschaften von himmlischen Wesen gedeutet. Insofern erscheint der visionäre Künstler immer auch als ein Medium, das Brücken oder Kontaktpunkte zwischen der Alltagsrealität und der dargestellten transzendenten Realität herstellt. Dabei nutzt er, so schreibt Caruana, „alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel – selbst wenn er sich dabei einem grossen Risiko aussetzt –, um in veränderte Bewusstseinszustände zu gelangen und die resultierende Vision zu enthüllen.“ Visionäre Kunstschaffende suchen also die mystische Erfahrung, um das „Ungesehene zu sehen“ und diese Vision in einem Kunstwerk zu kommunizieren, das dem Publikum eine Tür zur anderen Realität öffnet.

Das spirituelle Energiesystem (Spiritual Energy System, 1981)
Das spirituelle Energiesystem (Spiritual Energy System, 1981). Acryl auf Leinwand, 117 x 213 cm). Quelle: (26.1.23).
Genau das tut Alex Grey. Seine Arbeit, so offenbart er in seinem Buch The Mission of Art (1998), gründet in seinen Visionen. Ausgelöst werden sie etwa durch die Lektüre spiritueller Bücher, durch Meditation, Träume, emotionalen Stress oder auch durch psychedelische Erfahrungen. Zu Beginn seiner Karriere als Künstler hat er sich teilweise extremen Umständen ausgesetzt, etwa bei einer Wanderung zum geomagnetischen Nordpol in Kanada, oder beim Verweilen mit den Leichen in der Kühlkammer eines Leichenschauhauses, wo er als Einbalsamierer und Präparator gearbeitet hat. Sein Interesse galt existenziellen Themen und Polaritäten wie Leben und Tod, Gesundheit und Krankheit oder Geist und Materie, mit denen er sich künstlerisch-performativ auseinandergesetzt hat. Doch seine Obsession für die Krankheit und den Tod haben ihm nicht nur zu Visionen verholfen, sondern ihn auch an seine körperlichen und psychischen Grenzen gebracht. Alex sah sich gezwungen, als Künstler und als Mensch einen anderen, positiveren Weg einzuschlagen.



Das Bewusstseinsgitter

Der Wendepunkt war das eingangs erwähnte psychedelische Erlebnis: Es war eine LSD-Erfahrung, die Alex und Allyson zur Vision des Bewusstseinsgitters (engl. universal mind lattice) führte. Das Bewusstseinsgitter – teilweise sprechen sie auch vom „Lichtgitter“ oder vom „Energienetz“ – haben sie als die Quelle von Bewusstsein erfahren. Es sei das Selbst als torusartige Energiezelle, und zwar in einem leuchtenden Netzwerk von gleichen Zellen, die wiederum die Quellen aller anderen Wesenheiten seien. Jede Zelle sei von den anderen abgegrenzt, aber zugleich mit allen verbunden. Während dieser Erfahrung, schreibt Alex im Buch Sacred Mirrors, seien Allyson und er zu „Quellpunkten und Adern des Lichts geworden, verwoben mit einem sich in alle Richtungen verzweigenden unendlichen Netzwerk von Quellen und Adern …“ Alle Polaritäten, an denen Alex gelitten hatte, waren überwunden. Die Existenz erschien ihm nicht mehr in Schwarz-Weiss aufgeteilt, sondern durch Graustufen verbunden – aus diesem Grund hat Alex später den Namen „Grey“ angenommen. In der Serie Sacred Mirrors folgt das Bewusstseinsgitter auf das psychische und das spirituelle Energiesystem (vgl. die Bilder oben). Der menschliche Körper ist hier vollständig aufgelöst, alles Physische und Psychische ist überwunden und transzendiert.

Das kosmische Bewusstseinsgitter (Universal Mind Lattice).
Das kosmische Bewusstseinsgitter (Universal Mind Lattice) (1981). Acryl auf Leinwand, 117 x 213 cm. Quelle: (23.1.23).
Die Beschreibung des Bewusstseinsgitters ähnelt in mancher Hinsicht der Leuchtstruktur. Offensichtlich handelte es sich um eine intensive Erfahrung des inneren Lichts bzw. Bewusstseinslichts, das in strukturierter Form erscheint. Doch die Geometrie ist komplexer als jene der doppelmembranigen Kugeln der Leuchtstruktur. Physiologisch lässt sich das Bewusstseinsgitter als Phosphen-Erscheinung oder als Formkonstante beschreiben. Aus seherischer Sicht handelt es sich vermutlich um eine Erscheinung des Energiefeldes der Leuchtstruktur, das bei hoher Bewusstseinsintensität das gesamte Bild strukturiert (vgl. Diagramm, linke Spalte).

In jedem Fall war es eine transformative Erfahrung, die die Kunst und die Aktivitäten von Alex und Allyson Grey bis heute bestimmt. Dazu gehört auch das Bemühen, die Erfahrung einzuordnen und zu verarbeiten – und damit die Bild-Serie Sacred Mirrors abzuschliessen. In den Erfahrungsberichten von Visionären, Meditierenden, Mystikerinnen und Nahtoderfahrenden fand Alex seine Vision des Bewusstseinsgitters wieder. So erscheint Void / Clear Light, das nächste Bild der Serie nach dem Bewusstseinsgitter, als Hommage an buddhistisch inspirierte Konzepte wie dem „klaren Licht“, der „reinen Leerheit“ und dem „Regenbogenkörper“. Auch die folgenden Bilder – Alex zeigt Buddhas, Bodhisattvas, Christus und die Weisheit (Sophia) – sind Anregungen aus religiösen und philosophischen Traditionen. Diese erleuchteten Wesen, die den Lichtkörper verwirklicht haben, laden als Spiegel erneut zur Reflexion und Identifikation ein. Abgeschlossen wird die Serie mit der „Spirituellen Welt“ (Spiritual World) aus Licht, die den Namen Gottes im Zentrum trägt.

Spiralartig strukturiertes Bewusstseinslicht: Dying.
Spiralartig strukturiertes Bewusstseinslicht: Dying. Öl auf Leinwand, 112 x 152 cm. Quelle: (17.2.23)

Die Bilder der Sacred Mirrors-Serie stehen heute in der Chapel of Sacred Mirrors (CoSM) in Wappinger (New York). Diese konfessionsübergreifende Kirche war eine weitere gemeinsame Vision von Alex und Allyson Grey. Damit erschufen sie für Interessierte einen Ort der Kontemplation und Reflexion des Göttlichen, aber auch eine Galerie und ein Laboratorium für die spirituelle Entwicklung durch das visionäre Kunstschaffen. In Vorträgen, Events und Zeremonien zu diversen Themen vermitteln Alex und Allyson ihre spirituellen Botschaften: die Ungetrenntheit des Materiellen und Spirituellen; die energetische und lichtvolle Verbundenheit aller Lebewesen; und die Realität des Bewusstseinslichts, das – wie Alex in weiteren Werken zeigt – als inneres, mystisches Licht durch den Menschen leuchtet, ob beim Beten und Meditieren, bei der liebenden und sexuellen Vereinigung oder beim Gebären und Stillen. Und das als letzte Realität in Visionen und beim Sterben gesehen wird – als klares weisses Licht, das in geometrischen Strukturen wie Gittern, Kreisen und Spiralen erscheint.


Bewusstseinslicht als vibrierende konzentrische Kreise: Body/Mind as a Vibratory Field of Energy.
Bewusstseinslicht als vibrierende konzentrische Kreise: Body/Mind as a Vibratory Field of Energy. Acryl auf Holz, 20 x 40 cm. Quelle: (17.2.23)
Danke, Alex, für deine Kunst!
Literatur/Links:
    - „Alex Grey on the Sacred Mirrors“. Youtube.com. youtube.com (27.1.23)
    - „Alex Grey – Sacred Mirrors“. Youtube.com. youtube.com (30.1.23)
    - Caruana, Laurence (2001): „A Manifesto of Visionary Art“. Visionaryrevue.com. visionaryrevue.com (30.1.23)
    - CoSM – Chapel of Sacred Mirrors. cosm.org (27.1.23)
    - „CoSM.TV“ (Youtube-Kanal). Youtube.com. youtube.com (27.1.23)
    - Grey, Alex (2017/1998): The Mission of Art. Boulder: Shambala
    - P., Silka (2016): „What Can be Considered Visionary Art?“. Widewalls.ch. widewalls.ch (29.1.23)
    - „Shades of Grey: An Interview with a Visionary Artist“. Inquiringmind.com. inquiringmind.com (26.1.23)

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Bilder und Stimmen

Das Bewusstseinslicht und dessen Struktur wurde von Menschen zu allen Zeiten gesucht und erfahren. Manche haben kreative Wege des Ausdrucks gefunden. Bilder und Stimmen von Forschenden und Kunstschaffenden.

Leuchtstruktur und Lichtfleckstruktur

Diese schöne Fotografie der Leserin Samantha zeigt einen regenbogenfarbenen Lichtfleck, in dem Punkt- und Fadenstrukturen sichtbar werden. Diese kleineren Strukturen – ich nenne sie „Lichtfleckstruktur“ – sehen aus wie die Kugeln und Fäden der Leuchtstruktur. Die Vermutung liegt also nahe, dass die Lichtfleckstruktur und die Leuchtstruktur dasselbe sind. Damit aber wäre die Leuchtstruktur kein rein subjektives Phänomen – man kann sie fotografieren und anderen zeigen. Trifft das zu?
Irisierender Lichtfleck mit Punkt- und Fadenstrukturen. Fotografie von Samantha.
Irisierender Lichtfleck mit Punkt- und Fadenstrukturen. Fotografie von Samantha.
Wer seine Leuchtstruktur aufmerksam beobachtet, stellt bald fest, dass es immer dieselben Punkte und Fäden sind, die man sieht. Doch gerade diese individuellen Punkte und Fäden zeigen sich in den Lichtfleckfotografien nicht. Zumindest die eigene Leuchtstruktur ist also rein subjektiv und kann nicht fotografiert werden. Könnten die fotografierten Lichtfleckstrukturen aber dennoch Kugeln und Fäden der Leuchtstruktur sein – zwar nicht die eigenen, aber andere? Schliesslich ist die Leuchtstruktur viel umfassender als der kleine Ausschnitt, den wir sehen.

Um diese Frage zu beantworten, können wir uns am Sehen orientieren. Denn der optische Effekt, den Samantha für die Fotografie ausgenutzt hat, lässt sich auch für das Sehen erzeugen. Dazu halten wir uns beispielsweise eine von der Sonne beschienene Kugelschreiberspitze dicht vor das eine Auge. Wir blicken dann in das von der Spitze reflektierte Lichtpünktchen, das, weil so nah am Auge, als grosser verschwommener Lichtfleck erscheint. In diesem Fleck sehen wir einerseits die Lichtfleckstruktur, andererseits unsere Leuchtstruktur. Die beiden können klar unterschieden werden: Die Punkte und (eher seltenen) Fäden der Lichtfleckstruktur erscheinen gross und verschwommen. Sie bewegen sich kaum, sondern bilden eine Art stationärer Vordergrund. Bei leichter Bewegung des Kugelschreibers können sie sich sprunghaft verändern oder plötzlich erscheinen und verschwinden. Auch unsere bekannten Kugeln und Fäden der Leuchtstruktur sehen wir in diesem Lichtfleck, zusammen mit einem hintergründigen „Meer aus Punkten“ (News 2/17 und News 4/10). Doch im Gegensatz zur Lichtfleckstruktur erscheint die Leuchtstruktur klein und scharf, also in ihrer konzentrierten Form. Und die Kugeln und Fäden bewegen sich auch nicht sprunghaft, sondern stetig, schneller oder langsamer, je nach Schicht. Denselben Effekt erreichen wir übrigens auch ohne Hilfsmittel, wenn wir mit leicht zugekniffenen Augen ins Sonnenlicht blicken. Die beschienen Wimpern reflektieren das Licht, erzeugen sich überlagernde Lichtflecke, in denen wiederum beide Strukturen zu sehen sind, die Lichtfleckstruktur und die Leuchtstruktur.

Die Seher fokussieren allein auf die Leuchtstruktur, die ihnen zufolge einen klaren Aufbau hat, und die auch bei ganz geöffneten Augen zu sehen ist. Die Lichtfleckstruktur hat für sie hingegen keine Bedeutung. Sie halten weder den Lichtfleck, noch die darin enthaltene Struktur für Bewusstseinsphänomene. Doch was sind sie dann? Es gibt eine optische Erklärung: An einem Gegenstand wie den Wimpern, der Kugelschreiberspitze oder auch – bei Digitalfotografien – den Schwebeteilchen in der Luft wird das Licht reflektiert und gestreut, wobei sich die Lichtwellen überlagern und sich mancherorts gegenseitig auslöschen oder verstärken (Interferenz). So entstehen die Lichtflecken und die Regenbogenfarben darin. Bei der Lichtfleckstruktur wiederum könnte es sich um Staubkörnchen oder Staubfäden auf der Linse bzw. auf unserem Auge handeln (vgl. Zawischa n/a).

Eine optische Erklärung schliesst allerdings nicht aus, dass es sich nicht doch um spirituell bedeutsame Phänomene handeln könnte. Denn die optische Erklärung kann falsch oder unvollständig sein. Bei den Mouches volantes beispielsweise enthüllt das eigene Sehen Eigenschaften, die durch die physiologische Beschreibung nicht erfasst werden (Tausin 2019a). Zudem kann die Kraft unserer Aufmerksamkeit, die wir in einen Gegenstand geben, diesen in optischer, und in der Folge auch in symbolischer Hinsicht bereichern. Das ekstatische Sehen ist ein gutes Beispiel dafür: Energie strömt aus unserem psychophysischen System in die Leuchtstruktur, lässt sie näher kommen und aufleuchten – was die Seher wiederum in einem spirituellen Sinn als Fortschritt in der Leuchtstruktur verstehen. Ähnliches könnte für die Lichtfleckstruktur gelten. Gibt es seherische Berichte über Lichtflecken und ihre darin enthaltenen Strukturen?
Regenbogenkreise als Teil der Tögal-Visionen.
Regenbogenkreise als Teil der Tögal-Visionen. Quelle: Olds 2010.
Einen Hinweis finden wir im Tögal, einer Praxis der tibetisch-buddhistischen Lehren des Dzogchen (tib. „Grosse Vollendung“). Bei dieser Meditationsform wird das Bewusstsein als klares Licht visioniert. Unter den erscheinenden Lichtphänomenen werden die thigle (tib. „Tropfen“) genannt, auch bekannt als „Regenbogenkreise“. Interessanterweise gehen die Autoren des Dzogchen davon aus, dass die Thigle zwar durch physiologische und optische Prozesse entstehen und somit grundsätzlich von allen Menschen gesehen werden können. Die Dzogchen-Yogis aber entwickeln die Tögal-Lichtvisionen weiter, so dass sich ihr spirituelles Potenzial zeigt: Dann werden sie eben als Ausdruck des leuchtenden Bewusstseins und als Portal zu komplexeren Bildern und Visionen begriffen (Hatchell 2014). Nach meiner Kenntnis ist es nicht eindeutig, welche optischen oder entoptischen Phänomene genau den Thigle zugeordnet werden. Vermutlich wurde der Begriff teils mit der Leuchtstruktur, teils mit der Lichtfleckstruktur – oder zumindest mit den sog. mehrringigen „Regenbogenkreisen“ darin – und teils mit dem Lichtfleck selbst assoziiert. Die Yogis berichten beispielsweise, dass die simplen, beweglichen und leuchtenden punktierten Kreise oder Kugeln – vermutlich die Kugeln der Leuchtstruktur – mit zunehmendem Fortschritt als grosse stabile konzentrische Regenbogenkreise erscheinen. Entsprechend sind die Regenbogenkreise für die Dzogchen-Yogis eine fortgeschrittene Vision und ein klarerer Ausdruck der Manifestation des reinen Bewusstseins (Tausin 2019b).

Bei uns im Westen wiederum ist es der Lichtfleck, der auf reges spirituelles Interesse gestossen ist, und zwar seit dem Aufkommen der Digitalkameras. Denn auf Digitalfotografien (teils auch auf Videos) erscheinen solche Lichtflecken immer wieder. Bald wurde in esoterischen, spirituellen und grenzwissenschaftlichen Kreisen über deren Bedeutung diskutiert. Die Lichtflecken wurden als „Orbs“ oder zu Deutsch als „Geisterflecken“ bekannt. Oft werden sie als Lichtwesen aus anderen Dimensionen interpretiert, z.B. als Engel oder Dämonen, die mit unterschiedlichen Botschaften zu uns kommen, über die wiederum ihre Farbe Aufschluss gibt. Manchmal werden Orbs auch als Fahrzeuge dieser Wesen begriffen, als Seelen Verstorbener oder auch als geistige Energie des oder der Fotografierenden. Besonders häufig sollen Orbs an spirituell bedeutsamen Orten (z.B. Kirchen oder Friedhöfen) zu fotografieren sein, in Momenten ausgelassener Freude und Liebe (Hochzeiten, Taufen etc.), bei spirituellen Anlässen wie Ritualen oder Heilsitzungen, oder auch bei kreativen Aktivitäten. Etwas weniger beachtet sind die geometrischen Strukturen innerhalb der Orbs. Sie sind divers und nur teilweise als Kugeln und Fäden erkennbar. Sie erscheinen auch als Ringe, Zellen oder als chaotisches Gewusel. Manche Orb-Forschende interpretieren diese Strukturen als Ausdruck der unterschiedlichen Eigenschaften der Lichtwesen oder auch als Mandalas.
Orbs. Fotografie von Thomas Irlbeck.
Orbs. Fotografie von Thomas Irlbeck. Quelle (18.7.22).
Das Thema wurde populär, mittlerweile gibt es Bücher und Dokumentarfilme über Orbs. Forschende wie Miceal Ledwith und Klaus Heinemann (Heinemann/Ledwith 2007) haben die optisch-wissenschaftliche Erklärung anhand zahlreicher Aufnahmen unter diversen Umständen geprüft und sie als unzureichend empfunden. Demnach lassen sich zwar viele Orbs optisch erklären, aber eben nicht alle. Manche lassen sich auch ohne Blitzlicht und mit analogen Kameras fotografieren. Manche seien beweglich, zeigten intelligentes Verhalten, und könnten sogar von blossem Auge gesehen werden. Dies zeigt, dass das Orb-Phänomen sehr divers ist und womöglich die Beobachtung entoptischer Erscheinungen einschliesst.
Diverse Orbs und ihre Strukturen.
Diverse Orbs und ihre Strukturen. Quelle (18.7.22).

Die spirituelle Deutung des Orb-Phänomens lässt sich als Teil einer technospirituellen Bewegung sehen, die im 19. Jahrhundert mit dem Aufkommen der Fotografie eingesetzt hat. Seit damals versuchen Menschen, Geister oder andere paranormale Phänomene durch Technologien wie Fotoapparate, Tonbänder, Fernseher und nun auch digitale Geräte und Medien zu erfahren und zu beweisen. Die Überlegung dabei ist, dass es sich bei Geistern um objektive Kräfte oder Wesen handelt, die in Frequenzen schwingen, die wir zwar nicht wahrnehmen, sie aber mit geeigneten Apparaten sichtbar machen können.

Für die Seherinnen und Seher ist das Orb-Phänomen kaum von Interesse. Die Praxis der Orb-Fotografie würde ihnen nicht reichen, selbst wenn sich dadurch andere Dimensionen und ihre Wesen abbilden und somit beweisen liessen. Natürlich wäre ein solcher Beweis aufregend und würde die Weltsicht selbst der Skeptiker radikal verändern. Und womöglich könnten wir dadurch auch Phänomene wie Geistheilung, Energiearbeit, Engel und andere mythologische Wesen rational erklären, wie manche Orb-Forschende es behaupten. Doch würde unser Bewusstsein dadurch auch leuchtender und freier werden? Den Sehern zufolge führt die Bewusstseinsarbeit zur Erkenntnis, dass die Phänomene dieser Welt – mögliche Geister eingeschlossen – nichts anderes sind als Bewusstseinslicht in bestimmten Formen, und dass dieses Licht unsere wahre Natur ist. Dies wird direkt durch den inneren Sinn gesehen, technologische Hilfsmittel können uns diese Erkenntnis nicht vermitteln. Den Beweis dafür können wir nur für uns selbst erbringen, nicht für andere.

Die Beschäftigung mit den Lichtflecken als Orbs kann dennoch eine Bewusstseinsarbeit sein. Etwa dann, wenn diese Praxis auch ein Anlass ist, uns beispielsweise in eine positive oder meditative Stimmung zu versetzen oder eine forschende Neugier zu entwickeln. Und wenn sie uns dazu ermutigt, eine bewusstere Lebensweise zu wählen, an uns selbst zu arbeiten und unser Bewusstsein zu ergründen. Und nicht zuletzt schenken uns Orbs-Fotografinnen wie Samantha wunderbare Bilder, über die wir staunen und die wir geniessen können.

Danke, Samantha, für dein Bild!


Literatur/Links:
    - Zawischa, Dietrich (n/a), „Zufallsbeobachtungen (Abschnitt „Tröpfchen, Bokeh und Beugung“)“. Itp.uni-hannover.de.
    itp.uni-hannover.de (11.7.22)
    - Heinemann, Klaus; Ledwith, Miceal (2007): The Orb Project. New York: Simon & Schuster Inc.
    - „Das Geheimnis der Orbs“. Tagesspiegel.de, 23.9.08. tagesspiegel.de l (5.7.22)
    - „Geister auf digitalen Fotos?“ Focus.de, 27.3.16. focus.de (5.7.22)
    - Hatchell, Christopher (2014): Naked Seeing: The Great Perfection, The Wheel of Time, and Visionary Buddhism in Renaissance Tibet. Oxford University Press
    - Olds, Robert & Rachel (2010): Luminous Heart of Inner Radiance. Drawings of the Tögal Visions. Heart Seed Press
    - „Orbs – der Schleier hebt sich“ (Dokumentarfilm). Youtube.com. youtube.com
    - Tausin, Floco (2019a): Mouches volantes – Glaskörpertrübung oder Bewusstseinslicht? Bern: Leuchtstruktur Verlag
    - Tausin, Floco (2019b): Mouches volantes in den indischen Religionen. Veden, Hinduismus, Buddhismus. Bern: Leuchtstruktur Verlag
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Nestors Praxistipps

Das Sehen von Mouches volantes ist eine sehr einfache und leicht zugängliche Übung. Um es aber zur meditativen Praxis zu entwickeln, können einige Tipps von Nestor helfen.

Emotionen I

Emotionen sind innere Kräfte, die uns bewegen (von lat. emovere – heraus-/emporbewegen). Diese Bewegungen können belebend oder auch belastend wirken. Beispielsweise helfen uns Emotionen, die Wahrnehmung zu schärfen, Botschaften mitzuteilen, Motivationen zu stärken, Handlungsziele zu setzen und Entscheidungen zu treffen. Sie können aber auch innere Klarheit verhindern, uns zu verletzenden Handlungen verleiten, uns lähmen oder uns das Leben auf Abstand halten lassen. Ein guter Umgang mit unseren Emotionen ist somit eine wichtige menschliche Fähigkeit – egal, ob wir nach beruflichem Erfolg, nach einer harmonischen Partnerschaft oder nach spiritueller Vervollkommnung streben. Entsprechend gilt auch für das Sehen: Emotionen können ein Weg zum Sehen sein, oder sie können uns vom Sehen ablenken.



Was sind Emotionen und woher kommen sie?


Tagtäglich nehmen wir unzählige Sinnesreize wahr und machen uns viele Gedanken. Emotionen sind Reaktionen unseres Körpers darauf, wie wir diese Reize und Gedanken bewerten. Manche davon erleben wir als angenehm und empfinden Freude. Andere erfahren wir als bedrohlich oder unverschämt und reagieren mit Angst oder Wut. Was genau eine Emotion ist und welche Gefühlsregungen dazuzählen, ist umstritten. In der Forschung werden Emotionen häufig von Gefühlen unterschieden: Manchmal dient „Gefühl“ als Oberbegriff für alle möglichen psychischen Erfahrungen, inklusive Emotionen. Manchmal wird lediglich der bewusst gewordene Anteil der Emotionen als „Gefühl“ bezeichnet. Emotionen wären dann die eher kurzweiligen und unbewussten Regungen bzw. Affekte, die mit physiologischen Veränderungen wie erhöhtem Herzschlag oder schnellerer Atmung einhergehen. Häufig werden auch sog. „Basisemotionen“ wie Freude, Trauer, Angst, Wut, Scham, Überraschung und Ekel genannt. Solche grundlegenden Gefühlsregungen sind in allen Kulturen bekannt und bewirken in den Menschen gleiche oder ähnliche physiologische Reaktionen.

Emotionen gelten als eine Anpassung höherer Lebewesen an die Herausforderungen in einer gefährlichen Umwelt. Auch die Körper unserer Vorfahren mussten bei Bedarf rasch Energie bereitstellen um zu flüchten oder zu kämpfen. Beispiel: Ein Mensch hört ein ungewöhnliches Geräusch im Gebüsch, das von einem wilden Tier stammen könnte. Durch diese Wahrnehmung beschleunigt sich sein Herzschlag, Hormone wie Adrenalin werden ausgeschüttet und die Blutzufuhr in die Beinmuskulatur verstärkt. Dieser Zustand, den der Mensch als Furcht erfährt, lässt ihn aufmerksam horchen und bei Bedarf sofort die Flucht ergreifen, was ihm womöglich das Leben rettet. Andere Emotionen wie Bewunderung, Freude, Liebe, aber auch Scham, Stolz und Eifersucht wiederum halfen Menschen, sich in Gruppen zu organisieren, zu kooperieren und sich fortzupflanzen.

Während sich unsere Lebensweise in den letzten paar tausend Jahren stark verändert hat, wirkt in uns noch immer dieses archaische emotionale System. Deshalb ist so manche emotionale Reaktion, die für unsere Vorfahren überlebenswichtig war, in unserem modernen Leben unangebracht oder sogar schädlich für uns und andere. Zwar haben unterschiedliche Gesellschaften Regeln entwickelt, um Emotionen zu kontrollieren und ein Zusammenleben unter modernen Umständen zu ermöglichen. Doch diese Regeln sagen uns nur, welche Emotionen in welcher Situation, Intensität und Dauer angebracht oder eben nicht angebracht sind. Sie zielen darauf, dass wir ein funktionierendes und angepasstes Mitglied der Gesellschaft sind. Und nicht darauf, dass wir – geschweige denn wie wir – unsere Emotionen für die Bewusstseinsentwicklung nutzen. Ein typisches Beispiel: Wenn wir lernen, Wut zu unterdrücken, lässt sich in einem entsprechenden Moment zwar Streit oder Schlimmeres verhindern. Auf Dauer aber kann dies zu Selbstentfremdung und anderen psychosomatischen Störungen führen.

Mit Emotionen arbeiten - Emotionen aus seherischer Sicht.
Mit Emotionen arbeiten - Emotionen aus seherischer Sicht. (Quelle)

Emotionen aus seherischer Sicht

Lebensenergie kann sich durch alle unsere unterschiedlich subtilen Körper ausdrücken. Sie erscheint als physische Bewegung, als Gedanken oder eben als Emotionen. Emotionen gehören zu den Bewegungen unseres Gefühlskörpers. Doch wie die anderen Ausdrucksformen sind auch Emotionen gebundene Energien. Sie sind in ihrer Erscheinung abhängig von unserer Persönlichkeit, unseren Erfahrungen und bestimmten Bewusstseinsinhalten. Somit sind sie Teil unserer Kleinen Welt. Sie verdunkeln die Leuchtstruktur und behindern das Sehen. Wie im Fall der Gedanken oder der sexuellen Energie raten uns die Seher, die gröbere Energie der Emotionen in feinere Energie und schliesslich in reines Bewusstseinslicht umzuwandeln. Wie tun wir das? Inspiriert durch meine Gespräche mit den Sehern, und ergänzt durch die Literatur, habe ich vier Ansätze zusammengestellt: 1) mit Emotionen arbeiten; 2) Emotionen vermeiden; 3) am Gefühlskörper arbeiten; und 4) Emotionen als Energie erkennen. Diese Ansätze ergänzen sich gegenseitig, doch je nach Situation, Interessen und Fähigkeiten kann die eine oder andere Strategie für uns wichtiger oder weniger wichtig sein.



1) Mit Emotionen arbeiten

Um die Kraft der Emotionen in Bewusstheit umzuwandeln, hilft es zunächst, unsere „emotionale Intelligenz“ zu entwickeln. Dieser Begriff ist im Zuge der neurologischen Emotionsforschung seit Ende des 20. Jahrhunderts entstanden. Hier hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass unsere Intelligenz, unser Denken und unser Handeln ebenso sehr von unseren Emotionen abhängen wie von unserem Verstand. Und dass Emotionen damit ebenso wichtig sind wie der Verstand, um individuelle und gesellschaftliche Herausforderungen zu bewältigen. Die einseitige Schulung des Verstandes soll also durch die emotionale Schulung ergänzt werden. Dabei wird oft ein Mittelweg gesucht zwischen Unterdrückung der Emotionen und der affektiven Reaktion: Emotionen sollen nicht unterdrückt werden, weil damit unaufgelöste Themen ins Unbewusste verfrachtet werden könnten, wo sie die Entwicklung psychischer Störungen wie Depressionen oder Phobien begünstigen. Andererseits sollen Emotionen auch nicht einfach im Affekt ausgelebt werden, weil Menschen dann oft verletzend handeln und sich die Fronten verhärten. Es geht also darum, bewusst mit Emotionen zu arbeiten, damit wir uns über sie im Klaren sind, ihre Botschaft verstehen und sie kontrollieren können. Folgende Vorgehensweisen helfen dabei: Emotionen zulassen, wahrnehmen, ableiten, analysieren und positive Emotionen kultivieren.



Emotionen zulassen und wahrnehmen

Was einfach klingt, ist es nicht unbedingt. Denn das bewusste Zulassen und Wahrnehmen von Emotionen üben wir kaum. Hingegen lernen wir, dass bestimmte Emotionen in bestimmter Intensität und in bestimmten Situationen unangebracht sind. Also bewegen wir unsere Aufmerksamkeit weg von ihnen. Wir unterdrücken und überspielen sie. Hier gilt es umzulernen. Wir wenden uns der Emotion bewusst zu und versuchen sie zu benennen. Was genau ist es, das uns schlecht fühlen, unseren Puls rasen oder uns schwitzen lässt? Ist es z.B. Ärger? Scham? Oder Eifersucht? Oder eine Mischung aus all dem? Manchmal wissen wir das sofort, manchmal braucht es vielleicht etwas Zeit, um die Emotion benennen zu können. Doch früher oder später können wir uns selbst z.B. sagen: „Das ist Ärger, ich fühle Ärger“. Bereits diese Einsicht gibt uns ein wenig Kontrolle zurück, und womöglich müssen wir diesen Ärger dann nicht gleich auf eine verletzende Weise ausdrücken. Manchmal allerdings erfordern es die Umstände, dass wir die Emotion erst einmal zurückstellen, um handlungsfähig zu bleiben. Dann aber sollten wir die Übung in einer entspannten Atmosphäre nachholen, uns erneut in die Situation versetzen und z.B. erkennen: „Was ich heute in dieser Situation gefühlt habe, war Scham, ich habe mich geschämt“.



Emotionen ableiten

Manchmal sind Emotionen so heftig, dass wir sie weder bändigen noch zurückstellen können. Um sie nicht auf eine schädliche Weise auszuleben, hilft es, sich für einen Moment zurückzuziehen und sie körperlich und sinnlich abzuleiten. Ein Spaziergang oder einige Körper- und Atemübungen können helfen, von der intensiven Emotion erst einmal runterzukommen. Angenehme Ablenkungen wie Fernsehen, Lesen und Spielen oder die Stimulierung der Sinne beispielsweise durch eine heisse Dusche, ein schmackhaftes Gericht oder Musik bewirken dasselbe. Wichtig ist aber, die Emotionen nicht dauerhaft wegzuschieben, sondern sie so bald als möglich anzuschauen.



Emotionen analysieren

Die Analyse von Emotionen benötigt etwas mehr Raum und Zeit. Sobald wir uns einer Emotion bewusst geworden sind, können wir uns die unten stehenden Fragen stellen, hier wiederum bezogen auf den Ärger. Empfehlenswert ist, die Fragen und Antworten mündlich oder schriftlich auszudrücken – dies hilft bei der Verarbeitung.

- Ich war ärgerlich – aber wie ist es dazu gekommen?
- Was genau hat mich geärgert?
- Warum hat mich das geärgert?
- Wie berechtigt ist dieser Ärger? Wie wahrscheinlich ist es beispielsweise, dass ein unerwünschtes Ereignis eintritt? Oder: Hat er oder sie wirklich aus bösem Willen gehandelt oder war das nur ein Missverständnis?
- Wenn der Ärger berechtigt ist, was müsste für mich anders sein?
- Welche Botschaft hat der Ärger für mich insgesamt?


Es geht also darum, die Zusammenhänge zwischen Auslösern (sog. Triggern), Emotionen, Gedanken und Reaktionen zu erkennen. Auf diese Weise kommen wir unseren emotionalen Mustern auf die Spur: Es sind gleiche oder ähnliche Auslöser, die uns aufgrund bestimmter Erfahrungen immer wieder gleich oder ähnlich emotional reagieren lassen. Wenn wir das Muster erkennen, das gerade abläuft, und uns den Auslösern bewusst sind – den Situationen, Handlungen, Gedanken oder Bildern, die uns in Wut, Angst, Trauer usw. versetzen –, dann haben wir der Emotion schon einiges an Gewicht genommen. Auf diese Weise lernen wir nach und nach, mit starken Emotionen umzugehen. Und wenn wir diese Emotionen rasch verstehen und einordnen können, dann haben wir wiederum mehr Raum für Empathie: Wir können mehr Bewusstsein und Verständnis für die Situation und die Gefühle anderer entwickeln.



Positive Emotionen kultivieren

Negative Emotionen gelten seit jeher als Hindernisse auf dem Weg zum spirituellen Glück. Für die Buddhisten beispielsweise sind Gier, Hass und Verblendung die Geistesgifte, die uns im Wiedergeburtenkreislauf gefangen halten. Zusammen mit Stolz, Genusssucht, Masslosigkeit, Neid und Trägheit machen Gier und Hass auch den Grossteil der sog. Todsünden der katholischen Lehre aus, die den Menschen in weite Gottesferne rücken. Folgerichtig sollen negative Emotionen gezügelt und kontrolliert werden (z.B. durch die Analyse, siehe oben). Positive Emotionen wie Freude, Güte, Liebe, Dankbarkeit und Mitgefühl sind dagegen zu kultivieren.

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, positive Emotionen zu entwickeln. Im Prinzip sind alle Gedanken, Handlungen und Begegnungen förderlich, die in uns eben jene Emotionen erzeugen. Haben wir negative Emotionen in uns, können wir durch die Analyse versuchen, sie in positive Emotionen umzuwandeln. Beispielsweise hat die verletzende Bemerkung eines Freundes Ärger oder Trauer in uns ausgelöst. In der Analyse wird uns womöglich bewusst, das der Freund gegenwärtig unter grosser Anspannung steht oder aus Angst handelt. So können wir Verständnis und Mitgefühl entwickeln. Oder wir erkennen, dass er nicht die Absicht des Verletzens hatte, sondern einfach Worte wählte, die ein emotionales Muster in uns ausgelöst haben – und wir können Nachsicht und Güte walten lassen

Positive Emotionen können wir auch ohne konkreten Anlass kultivieren. Hilfreich sind diverse Meditationsübungen, wie sie etwa aus der buddhistischen Praxis bekannt sind (z.B. die vier Brahmaviharas: Güte, Mitgefühl, Mitfreude und Gleichmut). Beispielsweise können wir Situationen visualisieren, in denen wir Frieden und Freude erfahren. Oder wir visualisieren geliebte Menschen und strahlen Güte und Liebe für sie aus. Oder wir konzentrieren uns auf die Herzgegend, atmen Licht ein und atmen Liebe für uns selbst und für alle Menschen aus. Wie Studien gezeigt haben, fördern Übungen der Achtsamkeit, Meditation sowie Gebete generell positive Emotionen (Yaden 2020). Ein paar Minuten, in denen wir uns entspannt hinsetzen und auf den Atem oder auf innere Vorgänge achten, genügen bereits, um uns in eine positivere Stimmung zu versetzen.

(Fortsetzung folgt …)

Literatur/Links:

    - Dittmar, Viviane (2014): Gefühle & Emotionen – Eine Gebrauchsanweisung. Edition Est
    - Goleman, Daniel (2005): Emotional Intelligence. New York u.a.: Bantam Books
    - Grundmann, Tanja (n/a): „Emotions- und Beziehungssucht: Die Grundursache jeder Abhängigkeit“. Beziehung-in-Balance.de. beziehung-in-balance.de (4.5.22)
    - Kappelhoff, Hermann u.a. (Hg.) (2019): Emotionen. Ein interdisziplinäres Handbuch. Berlin: J. B. Metzler
    - McLauren, Karla (2010): The Language of Emotions. What Your Feelings Are Trying to Tell You. Boulder: Sounds True
    - Orloff, Judith (2010): Emotional Freedom. Liberate Yourself From Negative Emotions and Transform Your Life. New York: Harmony Books
    - Pietzonka, Manuel (2020): „Emotionspsychologie 1 – Was sind Emotionen und wie entstehen sie?“ Youtube.com. youtube.com (10.5.22)
    - Tausin, Floco (2011): „Haarsträubend“. Kinki Magazin 34: 50-52
    - Tausin, Floco (2010): Mouches Volantes - Die Leuchtstruktur des Bewusstseins. Bern: Leuchtstruktur Verlag
    - Vaas, Rüdiger (n/a): „Emotionen“. Lexikon der Neurowissenschaft / Spektrum.de. spektrum.de (10.5.22)
    - Yaden, David Bryce (2020): „The Psychology of Religious Rituals and Practices“. Rituals and Practices in World Religions. Cross-Cultural Scholarship to Inform Research and Clinical Contexts, hrsg. v. David Bryce Yaden u.a.. Cham: Springer: 17-30