Thema des neuen Buches sind wieder die Gespräche zwischen Floco, Nestor und den Seherinnen und Sehern der „linken Seite der Emme“. Erstmals begegnet Floco aber auch anderen Schülerinnen und Schülern, die das Sehen lernen. Im Mittelpunkt der Gespräche und Begegnungen steht das ganzheitliche Sehen der transparenten fliegenden Punkte und Fäden im Blickfeld, den so genannten „Mouches volantes“. Erforscht und beschrieben werden sie als Konzentrationsgegenstand für die Meditation mit offenen Augen; als leuchtende Bewusstseinsstruktur, in welcher wir einen Weg zu unserem Ursprung zurücklegen; sowie als Ursache von Erscheinungen in Natur und Kultur.
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Ab 1968 konnte diese Vorhersage bestätigt werden. Mit immer leistungsstärkeren Apparaten, sog. Teilchenbeschleunigern, wurden elektrisch geladene Teilchen auf sehr hohe Geschwindigkeiten beschleunigt und mit anderen Teilchen zur Kollision gebracht. Der Zusammenprall unter so hohen Energien erzeugt für kurze Zeit weitere subatomare Teilchen. So zeigte sich, dass Protonen und Neutronen keine massiven Kugeln sind, sondern eher Wolken mit punktförmigen Zentren elektrischer Ladung. Diese Zentren wurden als Quarks identifiziert. Quarks sind 10‘000 Mal kleiner als Protonen und Neutronen und eine Milliarde Mal kleiner als das gesamte Atom. Nach heutigem Wissensstand gelten Quarks als Elementarteilchen, d.h. als kleinste bekannte Teilchen, aus denen sich die anderen subatomaren Teilchen zusammensetzen.
Protonen und Neutronen beispielsweise bestehen aus je drei Quarks. Diese drei Quarks haben je eine elektrische Teilladung, die in ihrer Summe 1 (Proton) oder 0 (Neutron) ergibt. Daneben wurde die neue Quantenzahl der „Farbe“ eingeführt. Damit ist keine Farbe gemeint, wie wir sie aus dem Alltag kennen. „Farbe“ bezeichnet hier eine Form der Ladung, ähnlich wie die elektrische Ladung, aber mit drei unterschiedlichen Einheiten, anstatt nur einer Einheit: Jedes Quark hat die Farbladung „rot“, „grün“ oder „blau“. Diese Ladung sorgt für den Austausch unter den Quarks mittels der masselosen Wechselwirkungsteilchen, den sog. Gluonen. So wie Photonen die Vermittler der elektromagnetischen Wechselwirkung sind, vermitteln Gluonen im Farbfeld der starken Wechselwirkung – eine der vier fundamentalen Wechselwirkungen neben der Gravitation, dem Elektromagnetismus und der schwachen Kernkraft. Es ist diese „starke Kernkraft“, die die Quarks – und damit auch den Atomkern – zusammenhält. Gegenwärtig sind sechs unterschiedliche Typen (engl. flavours) von Quarks bekannt (up, down, charm, strange, top und bottom), die sich in ihrer Masse und der elektrischen Ladung unterscheiden. Von diesen sind allerdings nur das up- und das down-Quark stabil. Aus diesen beiden Quarks – sowie aus Elektronen – besteht die gesamte uns bekannte Materie.
Wie Atome (News 1/19) können die Quarks – sowie die Elementarteilchen generell – als eine Emanation der Leuchtstruktur betrachtet werden. Eine Übereinstimmung finden wir z.B. in der Form sowie in den Prinzipien der Dualität und des Netzwerks bzw. der gegenseitigen Verbindung. Auch scheint es so etwas wie „Schichten des Bewusstseins“ zu geben, auf denen Quarks in unterschiedlichen energetischen Zuständen erscheinen.
Quarks werden zwar nicht als Kugeln beschrieben, sondern als „punktförmig“. Dies in erster Linie deshalb, weil die in Teilchenbeschleunigern erreichten Energien heute nicht ausreichen, um Quarks weiter aufzulösen. Höhere Energien könnten in Zukunft zeigen, dass auch Quarks keine Elementarteilchen sind, sondern selbst eine differenzierte innere Struktur besitzen – z.B. eine Hülle und einen Kern, wie im Fall des Atoms und der Leuchtkugeln. Das Dualitätsprinzip wiederum kommt am deutlichsten in der Tatsache zum Ausdruck, dass es von jedem Elementarteilchen ein Antiteilchen gibt – z.B. sog. Antiquarks. Diese haben entgegengesetzte Ladungen, aber dieselbe Masse und damit Energie.
Elementarteilchen interagieren miteinander, womit die Verbindung unter ihnen angesprochen ist. Quarks erscheinen stets in Gruppen von zwei (Mesonen), drei (Baryonen) oder mehreren (z.B. das Pentaquark). Insbesondere gegen Ende des Weges in der Leuchtstruktur wird deutlich, dass auch die Leuchtkugeln in Gruppen bzw. in bestimmten Konstellationen aus Kugeln erscheinen. Quarks emittieren und absorbieren Gluonen und schaffen auf diese Weise eine Verbindung zwischen sich. Doch die Wechselwirkung zwischen den Quarks umfasst nicht nur Gluonen, sondern auch virtuelle Quark-Antiquark-Paare (sog. „Seequarks“), die spontan entstehen und wieder vergehen. Dieser „See“ aus Gluonen und virtuellen Quarks – teils als ein Netzwerk aus Knoten und Strängen dargestellt – fällt buchstäblich ins Gewicht: Er macht ca. zwei Drittel der Masse von Protonen und Neutronen aus, die Quarks selbst nur ca. einen Drittel.
So wie sich die Quarks nicht von einem wechselwirkenden Netzwerk trennen lassen, können auch die Leuchtkugeln nicht von der gesamten Leuchtstruktur isoliert werden. In den Leuchtfäden ist diese Verbindung evident. Aber auch dort, wo wir keine Fäden sehen, erkennen wir, dass sich die Kugeln relativ zu allen anderen Kugeln und Fäden bewegen und rasch wieder zu ihrer Ausgangsposition zurückkehren. Ähnlich wie sich energetisch angeregte Quarks zwar bewegen, aber das Proton oder Neutron nicht verlassen können (Confinement), bleiben auch die Leuchtkugeln an die gegebenen Konstellationen gebunden. Neuere physikalische Experimente zeigen allerdings, dass das Confinement im Zustand extrem hoher Energien aufgehoben ist: Im sog. Quark-Gluon-Plasma, das angeblich kurz nach dem Urknall vorherrschte, verhalten sich Quarks wie freie Teilchen. Erst mit der weiteren Abkühlung verbinden sie sich zu Gruppen, um Protonen, Neutronen und andere Teilchen zu bilden. Ähnlich verliert der Netzwerkaspekt der Leuchtstruktur bei hoher Bewusstseinsintensität seine Bedeutung. Der Fokus verschiebt sich von den Leuchtfäden zu Konstellationen weniger Kugeln und schliesslich zu einer einzigen isolierten Kugel, der Quelle.
In der Teilchenphysik ist es bislang ein Rätsel, weshalb es mehrere „Generationen“ von Fermionen gibt (d.h. Teilchen, aus denen die Materie besteht, also Quarks und Leptonen). Eine Generation bezeichnet hier eine Gruppe von je zwei Quarks, einem Elektron und einem Neutrino. Generationen unterscheiden sich durch die Masse und die Quantennummer (Flavour) ihrer Teilchen. Das up- und das down-Quark bilden – zusammen mit dem Elektron und dem Elektron-Neutrino – die erste Generation. Dann kommen die schwereren charm- und strange-Quarks, und in der dritten Generation die noch schwereren top- und bottom-Quarks. Charm und Strange sowie Top und Bottom sind flüchtige Quarks, die vermutlich im frühen Universum eine Rolle gespielt haben, aber nicht stabil sind und damit keine gewöhnliche Materie bilden können. Diese Generationen bei den Quarks und Leptonen erinnern an die Bewusstseinsschichten: Ähnlich wie in der Leuchtstruktur durch Investition von Energie dieselben Kugeln auf näheren Schichten beleuchtet und damit grösser und leuchtender gesehen werden können, erscheinen Quarks bei höheren Energien energie- bzw. massereicher. Und so wie in der Leuchtstruktur der durch Ekstase ausgelöste Zoomeffekt ein vorübergehender Zustand ist, auf den wieder das energetische Alltagsniveau mit der Beleuchtung weiter entfernterer Schichten folgt, so sind diese massereicheren Quarks instabil und zerfallen rasch in stabilere Teilchen. In der Teilchenphysik sind gegenwärtig drei Generationen bekannt, aber es ist nicht ausgeschlossen, dass in Zukunft Teilchen gefunden werden, die weiteren Generationen zugeordnet werden müssen.
Aus seherischer Sicht lassen sich Elementarteilchen wie die Quarks also als Verdichtungen des Bewusstseinslichts begreifen. Diese Verdichtung enthält eine bestimmte Ordnung, deren Prinzipien anhand dem strukturellen Aspekt des Bewusstseinslichts – der Leuchtstruktur des Bewusstseins – erkannt werden kann: Kugelform, Dualität, Netzwerk, Schichten u.a. Eine weitere Übereinstimmung findet sich interessanterweise auch im Prinzip, das sowohl in der Teilchen- bzw. Hochenergiephysik wie auch im Sehen angewendet wird, um herauszufinden, was sich hinter unserer bekannten Materie verbirgt: Ein Gegenstand wird unter immer
höherem Energieaufwand beleuchtet, so das immer kleinere Strukturen immer besser bzw. grösser sichtbar werden. Doch während wir für intensiveres und befreiendes Bewusstseinslicht unsere Lebenskraft investieren, werden z.B. die Teilchenbeschleuniger und Detektoren des CERN mit französischem Atomstrom gespeist – und verbrauchen jährlich fast halb so viel Strom wie der gesamte Kanton Genf.
James verbindet damit zwei mögliche Interpretationen der Leuchtstruktur. Einerseits die schamanische Interpretation, wonach die Leuchtstruktur den Kontakt zur Anderswelt ermöglicht. Die Leuchtkugeln und Leuchtfäden sind demnach andersweltliche Wesen oder Geister, die uns darin unterstützen, Wissen über die Natur oder Lösungen für konkrete Herausforderungen zu erhalten. Beispiele dafür lassen sich in den Visionen der Schamanen aus der Amazonas-Region finden (Reichel-Dolmatoff 1978; Harner 1973; vgl. Tausin 2019a). Im weniger günstigen Fall könnten uns diese Wesen aber auch feindlich gesonnen sein und uns schaden. Ein Beispiel für Letzteres ist Carlos Castanedas Interpretation der Mouches volantes als Bewusstsein fressende „Flieger“ oder „Voladores“ (Tausin 2019b).
Andererseits eröffnet James mit dem Stichwort „Archetyp“ eine psychologische Interpretation. Archetypen sind die Grundstrukturen der menschlichen Psyche, die das kollektive Unbewusste ausmachen und in Mythen und Träumen in bildlicher Form erscheinen können. Dass entoptische Erscheinungen – darunter auch die Leuchtstruktur – die Quelle der Archetypen sein könnten, wurde bereits zuvor vermutet (Sayin 2014; vgl. News 2/14). Das Sehen der Leuchtstruktur – sowie die intellektuelle oder künstlerische Verarbeitung der seherischen Erfahrung – wäre in diesem Fall eine Möglichkeit, mit Archetypen zu arbeiten. Wie diese Arbeit genau aussehen könnte, müsste entwickelt und erprobt werden. Denkbar ist, dass die Seherin bestimmte Konstellationen in der Leuchtstruktur als bestimmte Archetypen erkennt. James‘ Vierergruppe von Kerlchen, die ihre Köpfe austauschen, erinnert beispielsweise an einen der zentralsten Archetypen überhaupt, nämlich das Mandala. Nach C. G. Jung ist das Mandala assoziiert mit dem Selbst, dem Kosmos, dem Göttlichen, der Ganzheit, der Vereinigung von Gegensätzen u.a. (Lösche 2001; Jaffé 1962). Das Sehen des Mandalas könnte selbst bereits zum Heilsprozess, zum Ausdruck der Rückkehr zum eigenen Selbst und zur Ganzheit. Und die Art und Weise, wie dieses Mandala erscheint und was die oder der Beobachtende darin sieht, könnte Rückschlüsse auf den gegenwärtigen inneren Zustand ermöglichen.
Danke, James, für deine Bilder!
Mit dem Atem kommt das Leben in den Menschen, und mit dem Atem verlässt es ihn wieder. Diese Beobachtung hat den Atem in vielen Kulturen und Religionen zu einem zentralen Merkmal des Menschen und seiner spirituellen Entwicklung werden lassen. Begriffe wie Psyche, Pneuma, Anima, Spiritus, Atman, Prana, Qi, Mana und Orenda verbinden den Atem mit der Lebenskraft und der Seele des Menschen. Es wundert daher nicht, dass Atemtechniken in vielen religiösen und spirituellen Traditionen ein wichtiges Element des spirituellen Pfades sind. Die wohl bekannteste Sammlung von Atemtechniken ist Pranayama, die „Kontrolle des Atems“, ein Glied im indischen Yoga. Diese Atemübungen sollen den grobstofflichen und feinstofflichen Körper reinigen, die Lebensdauer verlängern, den Geist konzentrieren und damit helfen, das Bewusstsein zu transformieren und schliesslich Befreiung herbeizuführen. Der Pranayama hat viele weitere Atemtechniken inspiriert. Er war auch die Grundlage für die seherische Arbeit mit dem Atem.
Das Atmen ist in mehrerer Hinsicht mit dem Sehen verbunden. In Stresssituationen atmen wir schnell und flach. Langsam und tief geht der Atem, wenn wir ruhig und entspannt sind. Schon das tiefe und bewusste Atmen beruhigt und mittet uns und hilft, uns besser auf die Leuchtstruktur zu konzentrieren. Die Seher verwenden bestimmte Atemübungen aber auch als ein Mittel, um den inneren Druck zu erhöhen und die Bewusstseinsintensität zu steigern. Damit erhöhen sie ihre Fähigkeit zur Ekstase und damit das Licht in der
Leuchtstruktur.
Hier stelle ich einige einfache Atemübungen vor, die ohne viel Aufwand durchgeführt werden können. Sie beruhigen und entspannen und helfen dabei, uns wieder besser zu konzentrieren. Zu beachten ist, dass nicht mit vollem Magen und bei möglichst reiner Luft geübt werden soll. Wie oft die einzelnen Übungen wiederholt werden, und wie lange der Atem angehalten wird, liegt im eigenen Ermessen und Fühlen. Wie immer gilt, dass die positiven Effekte bei regelmässiger Praxis, am besten täglich, fühlbar werden.
1) Im Stehen, Sitzen oder Liegen: tief einatmen und erst den Bauch, dann die Brust füllen. Dann ausatmen, langsamer und länger als das Einatmen, erst leert sich der Bauch, dann die Brust. Als Variante kann nach dem tiefen Einatmen der Atem angehalten werden.
2) Im Stehen, Sitzen oder Liegen: Mit dem Finger das rechte Nasenloch verschliessen. Durch das linke Nasenloch einatmen, dann das linke Nasenloch verschliessen und durch das rechte Nasenloch ausatmen. Durch das rechte Nasenloch wieder einatmen, mit dem Finger das rechte Nasenloch verschliessen, schliesslich durch das linke Nasenloch ausatmen. Als Variante kann auch hier nach dem Einatmen der Atem angehalten werden.
3) Eine Gelegenheit für das tiefere Atmen ist auch das Unterwegssein zu Fuss, insbesondere beim Spazieren oder Wandern an der frischen Luft. Dabei kann ein Rhythmus mit dem Gehen hergestellt werden: während einer bestimmten Anzahl Schritten tief und lange einatmen, dann während gleich vielen oder auch mehr Schritten wieder ausatmen.
- Tausin, Floco (2010): Mouches Volantes - Die Leuchtstruktur des Bewusstseins. Bern: Leuchtstruktur Verlag