Mouches Volantes: Leuchtstruktur des Bewusstseins und Meditation mit offenen Augen.
Fragen und Antworten von Floco Tausin zum Thema: Glaskörpertrübungen bzw. Mouches volantes  oder fliegende Mücken.
Mouches volantes und das Bewusstsein
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News: Ganzheitlich Sehen

"Ganzheitlich Sehen"

1/23 (Nr. 55)
ISSN 1662-808X
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Inhalt

Aktuelles
Publikation „Mouches volantes im Yoga“; Newsletter neu organisiert; Leuchtstruktur Shop; Buchprojekt „Neun Lichter“

Hauptartikel
Mouches volantes in den Religionen: Der Buddhismus – Teil 3: Meditation

Leuchtstruktur in Natur
Licht

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Aktuelles

Neue Publikation

Mouches volantes im Yoga.

Vedische Grundlagen, Philosophie, Lichtvisionen
Das Buch: Mouches volantes im Yoga
Das Buch: Mouches volantes im Yoga von Floco Tausin (Quelle)

Buchbeschreibung

Alle haben sie, fast alle sehen sie, und nur wenige schauen hin: die vereinzelten, transparenten und beweglichen Punkte und Fäden im Blickfeld. In der Augenheilkunde werden sie „Mouches volantes“ genannt und als Glaskörpertrübung verstanden.

Doch stimmt diese Erklärung? Der Autor, Floco Tausin, folgt in diesem Buch der seherischen Erfahrung, dass Mouches volantes keine Glaskörpertrübung sind, sondern eine leuchtende Struktur und ein Ausdruck unseres Bewusstseins. Diese Leuchtstruktur, so die Annahme, wurde stets von Menschen gesehen, die Techniken der Bewusstseinsveränderung eingesetzt haben.

Ein Beispiel für diese Annahme ist der indische Yoga. Der Autor betrachtet das ekstatische Sehertum der Veden, die philosophischen Lehren der Upanishaden, sowie die klassische Yogaliteratur – und findet die Leuchtstruktur in mythischen Bildern, kosmischen Metaphern sowie in den Lichtvisionen des Yoga.

Erhältlich als eBuch oder Taschenbuch (111 S., 35 Abb.) im Leuchtstruktur Shop, in Online-Buchhandlungen oder bei Ihrem Buchhändler.

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Newsletter neu organisiert

Wir haben unseren Newsletter „Ganzheitlich Sehen“ neu organisiert. In jeder Ausgabe erscheint abwechselnd eine der drei Rubriken „Natur“, „Kunst“ und „Nestors Praxistipps“. Neu erscheint der Newsletter 3-4 x jährlich.

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Leuchtstruktur Shop

Unser neuer Webshop ist online! Im übersichtlichen und einfach zu bedienenden Leuchtstruktur Shop finden Sie alle Artikel und Bücher des Autors Floco Tausin. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

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Buchprojekt „Neun Lichter“

Das Buch „Neun Lichter“ erzählt die Geschichte von „Mouches Volantes“ weiter. Erneut geht es um die Entwicklung des Sehens der Leuchtstruktur gemäss der Lehre von Nestor und den Emmentaler Seherinnen und Sehern. Dieses Mal steht ein besonderer Teil der Leuchtstruktur im Mittelpunkt der seherischen Lehre: die „Neun Lichter“. Die Neun Lichter sind eine Konstellation von Leuchtkugeln, die tief in der linken Seite des Bewusstseins zu finden ist. Für die Seher sind die Neun Lichter eine zentrale Wegmarke auf dem Weg zur Quelle sowie der Ursprung zahlreicher Erscheinungen in der Welt.

Erstmals trifft Floco mit den anderen „Wanderern“ zusammen, die bei den Sehern lernen: Aoi, Mai und Romeo. Sie alle bereiten sich auf den Sprung in die linke Seite des Bewusstseins vor – ein Ereignis, durch das sie zu Seherinnen und Sehern werden. Da sie die Neun Lichter noch nicht sehen, lernen die Wanderer sie als Grundmuster zu nutzen, um sich im Körper, im Fühlen und Denken zu entwickeln. Die Arbeit mit den Neun Lichtern wird zu ihrem gemeinsamen Weg, auf dem sie sich in der Tiefe miteinander verbinden und sich in ihren Fähigkeiten ergänzen, um in die linke Seite des Bewusstseins zu gelangen.

Das Buch ist in Bearbeitung, ein Erscheinungstermin steht noch nicht fest.

Hauptartikel

Mouches volantes in den Religionen: Der Buddhismus – Teil 3: Meditation

Nimitta. Moderne Darstellung.
Mouches volantes – Glaskörpertrübung oder Bewusstseinslicht? Der Blick auf Religionen lässt vermuten, dass Mouches volantes für viele Menschen eine spirituelle Bedeutung hatten. In diesem Artikel werden Mouches-volantes-Motive im Buddhismus vorgestellt.

Der neuste Hauptartikel ist nicht frei zugänglich.

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Leuchtstruktur in Natur

Für die Seher ist Bewusstsein die Ursache aller Existenz. Aus dem fliessenden Bewusstseinslicht entsteht die Leuchtstruktur. Deren Grundprinzipien organisieren im Grossen wie im Kleinen den Aufbau und das Funktionieren von Leben. Der Blick in die Natur eröffnet einen Zugang zu den leuchtenden Kugeln und Fäden.

Licht

Licht ist Leben. Das Licht der Sonne schenkt uns Wärme und Energie. Pflanzen verwandeln das Sonnenlicht in Biomasse, die wir als Nahrung, Baumaterial und Kraftstoff nutzen. Licht und Dunkelheit steuern die innere Uhr und damit den Lebensrhythmus zahlreicher Lebewesen. Seit jeher nutzen Lebewesen das Licht zur Kommunikation, meist in der Form von Farben – denken wir etwa an die Blüten von Pflanzen, deren Farben Bestäuber anlocken. Licht ist aber auch Kultur: Unser Wissen und unsere Technologie ermöglichen es uns, Licht auf vielfältige Weise zu nutzen. Ohne die künstliche Beleuchtung, die optische Datenübertragung, die Lasertechnologie und andere Anwendungen des Lichts wäre unsere moderne Lebensweise nicht denkbar.

Ein Photon (Lichtteilchen). Künstlerische Darstellung von Seb Janiak
Ein Photon (Lichtteilchen). Künstlerische Darstellung von Seb Janiak (Photon 02, 2012, aus der Serie „Photon“). Quelle (14.1.23).
Doch was ist Licht überhaupt? Diese Frage versuchen Gelehrte seit Jahrtausenden zu klären. Und noch immer hat uns das Licht nicht alle seine Geheimnisse preisgegeben. Das zeigt die Tatsache, dass Licht Eigenschaften besitzt, die sich zu widersprechen scheinen. Gemäss unserer Alltagserfahrung können wir Licht als Strahl begreifen, denn es breitet sich von einer Quelle geradlinig in alle Richtungen aus, kann reflektiert und gebrochen werden und wirft, wo es auf ein Hindernis trifft, einen Schatten. Doch das Strahlenmodell kann das Licht nicht vollständig erklären. Wenn man beispielsweise Licht durch zwei parallele Spalten in einer Wand schickt (das sog. Doppelspaltexperiment), dann erscheinen auf dem Beobachtungsschirm keine zwei parallelen Lichtstreifen, wie zu erwarten wäre, sondern mehrere Lichtstreifen. Ein solches Interferenzmuster ist typisch für Wellen. Licht scheint also nicht nur ein Strahl, sondern auch eine Welle zu sein, d.h. eine sich ausbreitende Energieveränderung in einem Feld.

Heute weiss man, dass es sich bei diesem Feld um ein gekoppeltes elektrisches und magnetisches Feld handelt. Entsprechend wird Licht in der Physik als elektromagnetische Welle definiert. Im engeren Sinn sind es die Wellen im Frequenzbereich von 380 Nanometer (nm) bis 780 nm – denn diese Wellen können wir mit unserem Sehsinn erkennen. Einzelne dieser Wellenlängen sehen wir als Spektralfarben. Überlagern sich die Wellen, sehen wir weisses Licht. Licht ist damit ein kleiner Ausschnitt aus dem grossen Spektrum der elektromagnetischen Strahlung, von der wir den Grossteil nicht sehen können.

Spektrum des Lichts
Spektrum des Lichts. Quelle (17.11.22).
Das Wellenmodell stösst seinerseits an Grenzen, wenn der sog. photoelektrische Effekt erklärt werden soll, den wir in Solarzellen nutzen: Wenn man eine Metalloberfläche mit Licht bestrahlt, dann werden im Metall Elektronen freigesetzt, die einen elektrischen Fluss erzeugen. Die freiwerdende elektrische Energie legt nahe, dass Licht aus einzelnen kugelartigen Teilchen bestehen muss, die wie Geschosse Elektronen aus dem Metall schlagen. Albert Einstein beschrieb diese Teilchen als „Energiekörnchen“ und taufte sie „Lichtquanten“. Heute spricht man auch von „Photonen“ und meint damit die Energiepakete, aus denen die elektromagnetische Strahlung besteht. Licht scheint also gleichzeitig Strahl, Welle und Teilchen zu sein. Je nachdem, welchen Aspekt wir untersuchen, passt sich das Licht an und zeigt das, worauf wir fokussieren. Der sog. Welle-Teilchen-Dualismus wurde später auch für andere Quantenobjekte wie Elektronen festgestellt. So trug die Erforschung des Lichts wesentlich zur Entwicklung der Quantenphysik bei (vgl. News 1/21).

Wie entsteht Licht? Licht entsteht, wenn Atome angeregt werden, sei es durch Hitze, chemische Reaktionen oder durch die Beschleunigung elektrisch geladener Teilchen. Die Elektronen in der Atomhülle gelangen dabei in einen energetisch höheren Zustand – d.h. sie springen auf eine höhere Schale in der Hülle (vgl. News 1/19). In diesem instabilen Zustand verweilen sie aber nur sehr kurz, bevor sie wieder auf die tiefere Schale wechseln. Dabei geben sie Energie in Form von Photonen ab. Der Photonenstrom, der dabei entsteht, können wir als elektromagnetische Strahlung messen oder, wenn die Photonen die passende Energie haben, eben als Licht oder Farben wahrnehmen. In der Sonne beispielsweise werden Atome durch die enorme Hitze im Kern angeregt (vgl. News 1/22). Die energiereichen Photonen, die dabei entstehen, sind zunächst Gammastrahlung. Dann aber bahnen sie sich ihren Weg an die Oberfläche der Sonne. Weil die Sonne so dicht ist, stossen die Lichtteilen unablässig mit anderen Atomen zusammen und verlieren dadurch stetig Energie, bis sie als sichtbares Licht sowie als UV- und Infrarotstrahlung an der Oberfläche erscheinen.

Die Sonne, unsere wichtigste Lichtquelle.
Die Sonne, unsere wichtigste Lichtquelle. Es dauert tausende von Jahren, bis ein Photon aus dem Kern der Sonne die 700.000 km bis zur Oberfläche des Sterns zurückgelegt hat. Dann aber bewegt es sich mit Lichtgeschwindigkeit (rund 300.000 km/s) durch das Vakuum des Weltalls. Für die Distanz von 150 Mio. km bis zur Erde braucht das Photon nur acht Minuten. Quelle (14.1.23).

Die Leuchtstruktur als inneres Licht

Welch grosse Bedeutung das natürliche Licht für uns Menschen hat, sehen wir daran, dass Licht eine wichtige Rolle in Mythen, religiösen Lehren und Philosophien spielt. Licht wird seit jeher mit Schöpfung, göttlichen oder himmlischen Wesen, Wissen und Weisheit sowie mit spirituellem Fortschritt assoziiert – davon zeugen Begriffe wie „Heiligenschein“, „Aufklärung“, „einleuchten“ oder „Erleuchtung“. Nach gängiger Sichtweise lassen sich solche Lichtmetaphern auf die prähistorische Verehrung der Sonne und des Feuers zurückführen. Doch könnte auch das Sehen innerer Lichter zur Lichtmetaphorik in der Kunst und Kultur beigetragen haben?

Tatsache ist, dass wir Menschen die Fähigkeit haben, Licht zu sehen, das nicht von aussen kommt. Von solchen Erfahrungen berichten beispielsweise Schamanen, Mystikerinnen und Meditierende seit jeher. Ein Beispiel für eine innere Lichterscheinung ist die Leuchtstruktur. Das Licht in den Kugeln und Fäden erscheint zwar ausserhalb von uns, strahlt aber von innen nach aussen ab (vgl. News 2/17). Die Seherinnen und Seher nennen es ein „Bewusstseinslicht“. Denn es ist unsere Bewusstseinsintensität, die seine Leuchtkraft bestimmt – sie zeigt sich in unserer Fähigkeit zur Konzentration (vgl. News 3/13) und zur Ekstase (vgl. News 1/13).

Für die Seher stellt die Leuchtstruktur eine Art Grundprinzip dar, nach dem sich die materielle Welt bildet. Könnte das innere Licht also die Ursache des elektromagnetischen Lichts sein? Zumindest können wir einige Ähnlichkeiten zwischen den beiden feststellen: Beide sind Wellen, insofern sie sich durch lokale Energieveränderung fortbewegen, wobei die Bewegung nicht kontinuierlich, sondern sprunghaft verläuft (Quantensprünge analog zu Lichtsprüngen, vgl. News 1/21). Beide haben also auch Teilchencharakter, da sie sich in Einheiten bewegen, den Photonen bzw. den Leuchtkugeln. Beide entstehen durch die Anregung von Körpern bzw. dessen Teilchen: So wie ein angeregtes Elektron Energie in der Form eines Photons abgibt, um auf eine tiefere, weniger energiereiche Atomschale zu fallen, geben Seherinnen und Seher überschüssige Energie in der Form von Ekstase ab, um auf innere Bewusstseinsschichten zu gelangen – wobei sie diese Energie als zusätzliches Licht in der Leuchtstruktur und im Bild sehen können.


Das erste Licht nach dem Urknall.
Das erste Licht nach dem Urknall. Künstlerische Darstellung. Quelle (14.1.23).

Weiterhin heisst es von beiden Arten des Lichts, dass sie Materie erzeugen können: Laut der Urknalltheorie ist die erste Materie aus dem ersten, extrem energiereichen Licht entstanden, das kurz nach dem Urknall existierte. Wie Experimente nachwiesen, entsteht Materie, wenn zwei Photonen kollidieren – dabei bildet sich jeweils ein Elektron und ein Positron (d.h. Materie und Anti-Materie). Die Seher ihrerseits berichten davon, dass sie in intensiven Bewusstseinszuständen sehen, wie sich an den Rändern der Leuchtstruktur Materie formt. Daher halten sie das Bewusstseinslicht für den Ursprung der physischen Welt (vgl. News 4/13). Dies führt uns zu einer weiteren Analogie zwischen den beiden Arten des Lichts: Laut den Sehern nehmen wir nichts anderes als Licht wahr, denn selbst die Materie ist (verdichtetes) Licht. Ähnlich gilt in der Optik: Was unsere Augen sehen, ist nichts anderes als Licht, d.h. Photonen, die von den Gegenständen abstrahlen und in unterschiedlichen Energien auf unsere Netzhaut treffen. Erst in unserem Hirn entsteht aufgrund dieser unablässigen Lichtenergie der Eindruck einer festen materiellen Umwelt.

Gibt es einen Unterschied zwischen äusserem und innerem Licht?

Aus physikalischer Sicht scheint es auf den ersten Blick absurd, eine Verwandtschaft zwischen innerem und äusserem Licht anzunehmen. Zumal für das innere Licht physiologische Erklärungen vorgeschlagen wurden, z.B. die sog. Phosphene (vgl. Diagramm zu entoptischen Erscheinungen). Phosphene sind Lichtwahrnehmungen, die nicht dadurch zustande kommen, dass Photonen von aussen auf unsere Netzhaut treffen. Verantwortlich sind diverse andere Stimuli der Sehnervenzellen, etwa der Druck auf die Augäpfel (mechanische Reizung), die direkte elektrische Reizung von Hirnregionen oder die Einwirkung bestimmter Medikamente und Halluzinogene (chemische Reizung). Phosphene entstehen aber auch durch die natürliche Entladung von Sehnervenzellen im Fall von längerem Reizentzug, wie sie z.B. bei Meditierenden vorkommt (vgl. News 1/14). Phosphene sind also kein Licht im physikalischen Sinn, sondern interne neurophysiologische Prozesse, die unser Hirn als „Licht“ interpretiert. Vermutlich sind es auch solche Prozesse, die bewirken, dass wir beim Schlafen überhaupt Traumbilder sehen können – auch diese müssen durch ein inneres Licht zustande kommen, da von aussen kein Licht in unsere Augen fällt (vgl. z.B. das „Lichtchaos“ bei Wilhelm Wundt).


Phosphene – künstlerische Darstellung.
Phosphene – künstlerische Darstellung von Aaron F. Ross und Anna Geyer. Quelle (14.1.23)
Gibt es also kein „echtes“, d.h. physikalisches Licht in uns Menschen? Doch, gibt es. Forschende haben gezeigt, dass lebende Zellen Lichtquanten im sichtbaren Wellenbereich abstrahlen, sog. „Biophotonen“. Biophotonen, so heisst es, steuern biochemische Prozesse in und zwischen den Zellen und ermöglichen ein fast augenblicklicher Austausch von Informationen durch den gesamten Organismus. Da diese Strahlung auch in den Sehnervenzellen stattfindet, könnte das innere Licht also durch Biophotonen zustande kommen. Viele Forschende würden diese These zwar ablehnen, da die Biophotonenstrahlung als ultraschwaches Licht gilt, d.h. ihre Leuchtdichte ist so gering, dass sie von unseren lichtsensitiven Nervenzellen nicht wahrgenommen werden kann. Neuere Studien deuten hingegen in eine andere Richtung: Beispielsweise konnte gezeigt werden, dass Menschen durchaus in der Lage sind, einzelne Photonen wahrzunehmen – was wie ein kurzes Aufblitzen im Auge aussieht. Forschende haben zudem herausgefunden, dass das Träumen und Denken mit der Strahlung von Biophotonen zusammenhängt: In Experimenten konnten sie eine erhöhte Strahlung von Biophotonen im Hirn messen, sobald sich die Probanden ein „weisses Licht“ vorstellten. Schliesslich vermuten manche Forschende, dass sich auch entoptische Erscheinungen wie Phosphene, Eigenlicht oder Visual Snow (vgl. Diagramm zu entoptischen Erscheinungen) durch eben jenes biophotonische Licht erklären lassen – was auch für das Licht in der Leuchtstruktur zutreffen könnte (vgl. News 1/09). Sollte es sich so verhalten, würde es zwischen innerem und äusserem Licht keinen grundlegenden Unterschied geben – beide kämen durch Photonen zustande.

Biophotonen - Kirlianfotografie eines halbierten Apfels.
Biophotonen: Zellen in Lebewesen strahlen Licht aus. Kirlianfotografie eines halbierten Apfels. Quelle (14.1.23).
Das Verhältnis von Licht und Bewusstsein

Wäre das innere Licht dann wie das äussere Licht eine rein physikalische Erscheinung und hätte – entgegen der Behauptung der Seher – gar nichts mit Bewusstsein zu tun? Im Sinne der klassischen Physik und des ihr zugrunde liegenden Materialismus müssten wir diese Frage bejahen. Es gibt aber auch andere Stimmen. In der Bewusstseinsforschung gibt es seit einiger Zeit unkonventionelle Ansätze, die Bewusstsein durch quantenphysikalische Prozesse (vgl. News 2/18 und News 1/21) oder, spezifischer, durch elektromagnetische Felder zu erklären versuchen. Hier geraten teilweise auch die (Bio)photonen als Quantenobjekte und als Energien des elektromagnetischen Feldes in den Blick. Experimente zeigen beispielsweise, dass die Lichtteilchen eine Rolle im Funktionieren neuronaler Kreisläufe in Hirnbereichen spielen, die mit Bewusstsein assoziiert sind. Durch ihre Fähigkeit, kohärent zu schwingen – d.h. sich geordnet und aufeinander abgestimmt zu bewegen – könnten sie Bewusstsein erzeugen oder zumindest daran beteiligt sein. Andere Forschende untersuchten die Rolle der Biophotonen in der Meditation. Sie zeigten, dass die Emission von Biophotonen mit dem Energieumsatz zusammenhängt, der durch Meditation verändert wird: Durch grösseren Energieumsatz – d.h. intensivere Zellatmung – strahlen die Zellen mehr Biophotone ab. Da die untersuchte Form der Meditation (Transzendentale Meditation, TM) den Energieumsatz senkte, verringerte sich auch die Biophotonenstrahlung. Meditative Lichterscheinungen könnten demnach nur mit Formen der Meditation erklärt werden, die den Energieumsatz erhöhen. Jedenfalls zeigen diese Studien, dass Bewusstseinszustände, Energieumsatz und das innere Leuchten unmittelbar miteinander verbunden sind – was die Seherinnen und Seher aus eigener Erfahrung bestätigen.
Lichtkommunikation im Gehirn.
Lichtkommunikation im Gehirn. Künstlerische Darstellung. Quelle (14.1.23).

Noch weiter gehen Forschende, die Photonen in metaphysischer Hinsicht mit Bewusstsein verknüpfen. Der niederländische Hirnforscher Herms Romijn (1940-2002) beispielsweise stellte die These auf, dass Photonen Träger des Bewusstseins sind. Bewusstsein und Licht sind demnach untrennbar verbunden und bilden die nicht weiter reduzierbare Grundeinheit im Universum. Beim Photonen-Bewusstsein handelt es sich allerdings um ein sehr rudimentäres Bewusstsein – eine Art Keimzelle dessen, was wir Menschen als bewusstes Erleben kennen. Erst die Nervenzellen unseres Hirns würden diese Keimzellen zu Mustern ordnen, die menschliches Bewusstsein hervorbringen. Jedenfalls wäre Bewusstsein an sich nichts Exotisches, das erst spät in der kosmischen Evolution entstanden ist. Sondern es war von Anfang an überall da, wo es Licht im Universum gab. Ähnlich argumentieren der Physiker Thomas Görnitz und die Medizinerin und Psychologin Brigitte Görnitz. Sie postulieren eine kosmische Grundstruktur, die „Protyposis“, die aus „Absoluten Bits der Quanteninformation“ (AQI) besteht. Aus der Protyposis entsteht neben Energie und Materie auch Bewusstsein. Bewusstsein wird hier als eine Struktur der Quanteninformation verstanden, die Information aufnehmen, erfahren und mit Bedeutung anreichern kann. Photonen sind die Träger der Quanteninformation. Und wo immer Photonen in Wechselwirkung mit Materie bedeutungsvolle Information übermitteln – von der photonischen Anregung von Molekülen in Zellen bis zur Verarbeitung von Sinneswahrnehmungen oder Gedächtnisinhalten – entsteht Bewusstsein. Photonen sind damit die Träger von Bewusstsein.

Panpsychismus: die Theorie, dass alles im Universum Bewusstsein hat.
Panpsychismus: die Theorie, dass alles im Universum Bewusstsein hat. Quelle (15.1.23).

Die Leuchtstruktur als Träger von Materie und Bewusstsein

Die Theorie vom Licht bzw. von Photonen als Träger des Bewusstseins hat in der Naturwissenschaft einen schweren Stand. Das liegt teilweise daran, dass Quantenprozesse nach heutigem Verständnis praktisch immer auf den mikroskopischen Raum der Elementarteilchen beschränkt sind und somit kaum Hirnfunktionen steuern können. Es liegt aber auch daran, dass diese Idee über die materialistische Weltanschauung hinausgeht, die für die Naturwissenschaft üblich ist. Die Arbeiten von Romijn und den Görnitz‘ nehmen eine sog. panpsychistische Position ein. Der Panpsychismus ist eine alte metaphysische Theorie, die seit der Jahrtausendwende verstärktes Interesse auf sich zieht, gerade auch unter NaturwissenschaftlerInnen. Er ist eine Alternative zu den bekannteren philosophischen Positionen des Naturalismus bzw. Materialismus („Bewusstsein entsteht aus Materie“), des Idealismus („Materie entsteht aus Bewusstsein“) und des Dualismus („Bewusstsein und Materie sind zwei völlig getrennte Bereiche“). Die zentrale Idee des Panpsychismus besagt, dass die fundamentalen Objekte des Universums sowohl physische wie auch phänomenale bzw. „Erfahrungs“-Eigenschaften haben. Materie und Bewusstsein sind also weder getrennt, noch lässt sich das eine auf das andere reduzieren. Gemeinsam bilden sie die kleinsten Teilchen bzw. die grundlegende Struktur, aus der alle Dinge entstehen, materielle wie geistige. Bezogen auf das Licht lässt sich vereinfachend sagen: Licht besteht sowohl aus Materie wie auch aus Bewusstsein.

Für den Panpsychismus gibt es gegenwärtig keine schlüssigen Beweise. Doch er beschreibt recht gut, was die Seherinnen und Seher in der Leuchtstruktur sehen: Die Leuchtkugeln als kleinste Einheiten des inneren Lichts haben sowohl dunkle wie helle Anteile (Kern-Umkreis-Struktur). Die dunklen Anteile können wir als „reine Materie“ bezeichnen, die hellen als „reines Bewusstsein“. Reine Materie und reines Bewusstsein sind unvermischt, bilden aber eine Einheit in jeder Leuchtkugel. Das innere Licht hat somit einen materiellen wie einen geistigen oder Bewusstseinsaspekt. Sollte also die panpsychistische Anschauung für die Photonen zutreffen, könnte es sich beim inneren und äusseren Licht tatsächlich um dasselbe Licht handeln. Licht erzeugt überall Formen von Materie und von Bewusstsein, ob in einem Stern, einer Glühbirne oder in einem Lebewesen. Und so, wie wir unterschiedliche Apparate haben, um unterschiedliche Aspekte des Lichts zu messen, haben wir unterschiedliche Sinnesorgane, mit denen wir das Licht in seinen vielfältigen Eigenschaften wahrnehmen können – wobei der innere Sinn, das Sehen, uns das Licht in seiner Essenz zeigt.

Seit jeher suchen wir Menschen das Licht für unseren Körper und unseren Geist. Und wir haben diverse Mittel gefunden, es zu „verstärken“. Die Seherinnen und Seher erinnern uns aber daran, dass unsere Lichtverstärkung ins Gleichgewicht kommen muss. Gegenwärtig betreiben wir zu viel Aufwand für die optisch-technische Lichtverstärkung. Künstliches Licht beispielsweise bereichert unser Leben, aber es macht uns nicht bewusster. Eher das Gegenteil, da wir eine solche Überfülle davon erzeugen, dass wir es mit einer „Lichtverschmutzung“ zu tun haben. Sie macht die Nacht zum Tag, stört das Leben nachtaktiver Tiere und wirkt sich ungünstig auf unsere Gesundheit und auf unser kosmisches Selbstverständnis aus – unsere Kinder wachsen in einer Welt auf, in der die Sterne kaum noch zu sehen sind. Es reicht auch nicht aus, das Licht des Intellekts zu verstärken. Denken und Wissenschaft sind gute Instrumente, um die Welt zu verstehen und informiert und reflektiert zu handeln. Die Verstärkung des intellektuellen Lichts ist aber nur eine oberflächliche Bewusstwerdung, denn sie dringt nicht bis zur Essenz des Lichts vor. Das zeigt sich überall dort, wo selbst die intelligentesten Menschen durch ihre Tätigkeit – oder ihre Passivität – zur Ausbeutung und Vernichtung von Natur und Mensch beitragen.

Stattdessen müssen wir der essentiellen Lichtverstärkung mehr Gewicht geben. Dazu gibt es viele Wege. Gemäss den Sehern geschieht dies am besten durch den inneren Energieaufbau, die Konzentration und die Ekstase. Stetig und konsequent gelebt, sehen und erfahren wir Licht zunehmend in seiner reinen Form, was uns befähigt, leuchtendes Bewusstsein im Ruhen wie im Handeln einzubringen. Angesichts der globalen Herausforderungen unserer Zeit ist dies mehr als eine individuelle Spiritualität oder Freizeitbeschäftigung. Ich wünsche uns allen, dass wir immer wieder die Kraft und den Weg für die essentielle Lichtverstärkung suchen und finden.

Literatur/Links:
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    - Baker, Joanne (2015): 50 Schlüsselideen Quantenphysik. Berlin/Heidelberg: Spinger-Verlag
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    - Dotta, B. T. u.a. (2012): „Increased photon emission from the head while imagining light in the dark is correlated with changes in electroencephalographic power: Support for Bókkon’s biophoton hypothesis“. Neuroscience Letters 513: 151-154
    - Görnitz, Thomas (2019): Protyposis – eine Einführung. Bewusstsein und Materie als Quanteninformation. Wiesbaden: Springer
    - Görnitz, Thomas; Görnitz, Brigitte (2016): Von der Quantenphysik zum Bewusstsein. Kosmos, Geist und Materie. Berlin/Heidelberg: Springer
    - Grüsser, Otto-Joachim; Hagner, Michael (1990): „On the history of deformation phosphenes and the idea of internal light generated in the eye for the purpose of vision“. Documenta Ophthalmologica 74: 57-85
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    - Nicholson, Philipp T. (2009): Meditation & Light Visions. A Neurological Analysis. CreateSpace Publishing
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    - Seager, William (2007): „A Brief History of the Philosophical Problem of Consciousness“. The Cambridge Handbook of Consciousness, hrsg. v. Philip David Zelazo u.a. Cambridge: Cambridge University Press: 9-34
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    - „Licht – strahlendes Universum“ (3Sat, Wissen aktuell). Youtube.com. youtube.com (15.1.23)

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Bilder und Stimmen

Das Bewusstseinslicht und dessen Struktur wurde von Menschen zu allen Zeiten gesucht und erfahren. Manche haben kreative Wege des Ausdrucks gefunden. Bilder und Stimmen von Forschenden und Kunstschaffenden.

Leuchtstruktur und Lichtfleckstruktur

Diese schöne Fotografie der Leserin Samantha zeigt einen regenbogenfarbenen Lichtfleck, in dem Punkt- und Fadenstrukturen sichtbar werden. Diese kleineren Strukturen – ich nenne sie „Lichtfleckstruktur“ – sehen aus wie die Kugeln und Fäden der Leuchtstruktur. Die Vermutung liegt also nahe, dass die Lichtfleckstruktur und die Leuchtstruktur dasselbe sind. Damit aber wäre die Leuchtstruktur kein rein subjektives Phänomen – man kann sie fotografieren und anderen zeigen. Trifft das zu?
Irisierender Lichtfleck mit Punkt- und Fadenstrukturen. Fotografie von Samantha.
Irisierender Lichtfleck mit Punkt- und Fadenstrukturen. Fotografie von Samantha.
Wer seine Leuchtstruktur aufmerksam beobachtet, stellt bald fest, dass es immer dieselben Punkte und Fäden sind, die man sieht. Doch gerade diese individuellen Punkte und Fäden zeigen sich in den Lichtfleckfotografien nicht. Zumindest die eigene Leuchtstruktur ist also rein subjektiv und kann nicht fotografiert werden. Könnten die fotografierten Lichtfleckstrukturen aber dennoch Kugeln und Fäden der Leuchtstruktur sein – zwar nicht die eigenen, aber andere? Schliesslich ist die Leuchtstruktur viel umfassender als der kleine Ausschnitt, den wir sehen.

Um diese Frage zu beantworten, können wir uns am Sehen orientieren. Denn der optische Effekt, den Samantha für die Fotografie ausgenutzt hat, lässt sich auch für das Sehen erzeugen. Dazu halten wir uns beispielsweise eine von der Sonne beschienene Kugelschreiberspitze dicht vor das eine Auge. Wir blicken dann in das von der Spitze reflektierte Lichtpünktchen, das, weil so nah am Auge, als grosser verschwommener Lichtfleck erscheint. In diesem Fleck sehen wir einerseits die Lichtfleckstruktur, andererseits unsere Leuchtstruktur. Die beiden können klar unterschieden werden: Die Punkte und (eher seltenen) Fäden der Lichtfleckstruktur erscheinen gross und verschwommen. Sie bewegen sich kaum, sondern bilden eine Art stationärer Vordergrund. Bei leichter Bewegung des Kugelschreibers können sie sich sprunghaft verändern oder plötzlich erscheinen und verschwinden. Auch unsere bekannten Kugeln und Fäden der Leuchtstruktur sehen wir in diesem Lichtfleck, zusammen mit einem hintergründigen „Meer aus Punkten“ (News 2/17 und News 4/10). Doch im Gegensatz zur Lichtfleckstruktur erscheint die Leuchtstruktur klein und scharf, also in ihrer konzentrierten Form. Und die Kugeln und Fäden bewegen sich auch nicht sprunghaft, sondern stetig, schneller oder langsamer, je nach Schicht. Denselben Effekt erreichen wir übrigens auch ohne Hilfsmittel, wenn wir mit leicht zugekniffenen Augen ins Sonnenlicht blicken. Die beschienen Wimpern reflektieren das Licht, erzeugen sich überlagernde Lichtflecke, in denen wiederum beide Strukturen zu sehen sind, die Lichtfleckstruktur und die Leuchtstruktur.

Die Seher fokussieren allein auf die Leuchtstruktur, die ihnen zufolge einen klaren Aufbau hat, und die auch bei ganz geöffneten Augen zu sehen ist. Die Lichtfleckstruktur hat für sie hingegen keine Bedeutung. Sie halten weder den Lichtfleck, noch die darin enthaltene Struktur für Bewusstseinsphänomene. Doch was sind sie dann? Es gibt eine optische Erklärung: An einem Gegenstand wie den Wimpern, der Kugelschreiberspitze oder auch – bei Digitalfotografien – den Schwebeteilchen in der Luft wird das Licht reflektiert und gestreut, wobei sich die Lichtwellen überlagern und sich mancherorts gegenseitig auslöschen oder verstärken (Interferenz). So entstehen die Lichtflecken und die Regenbogenfarben darin. Bei der Lichtfleckstruktur wiederum könnte es sich um Staubkörnchen oder Staubfäden auf der Linse bzw. auf unserem Auge handeln (vgl. Zawischa n/a).

Eine optische Erklärung schliesst allerdings nicht aus, dass es sich nicht doch um spirituell bedeutsame Phänomene handeln könnte. Denn die optische Erklärung kann falsch oder unvollständig sein. Bei den Mouches volantes beispielsweise enthüllt das eigene Sehen Eigenschaften, die durch die physiologische Beschreibung nicht erfasst werden (Tausin 2019a). Zudem kann die Kraft unserer Aufmerksamkeit, die wir in einen Gegenstand geben, diesen in optischer, und in der Folge auch in symbolischer Hinsicht bereichern. Das ekstatische Sehen ist ein gutes Beispiel dafür: Energie strömt aus unserem psychophysischen System in die Leuchtstruktur, lässt sie näher kommen und aufleuchten – was die Seher wiederum in einem spirituellen Sinn als Fortschritt in der Leuchtstruktur verstehen. Ähnliches könnte für die Lichtfleckstruktur gelten. Gibt es seherische Berichte über Lichtflecken und ihre darin enthaltenen Strukturen?
Regenbogenkreise als Teil der Tögal-Visionen.
Regenbogenkreise als Teil der Tögal-Visionen. Quelle: Olds 2010.
Einen Hinweis finden wir im Tögal, einer Praxis der tibetisch-buddhistischen Lehren des Dzogchen (tib. „Grosse Vollendung“). Bei dieser Meditationsform wird das Bewusstsein als klares Licht visioniert. Unter den erscheinenden Lichtphänomenen werden die thigle (tib. „Tropfen“) genannt, auch bekannt als „Regenbogenkreise“. Interessanterweise gehen die Autoren des Dzogchen davon aus, dass die Thigle zwar durch physiologische und optische Prozesse entstehen und somit grundsätzlich von allen Menschen gesehen werden können. Die Dzogchen-Yogis aber entwickeln die Tögal-Lichtvisionen weiter, so dass sich ihr spirituelles Potenzial zeigt: Dann werden sie eben als Ausdruck des leuchtenden Bewusstseins und als Portal zu komplexeren Bildern und Visionen begriffen (Hatchell 2014). Nach meiner Kenntnis ist es nicht eindeutig, welche optischen oder entoptischen Phänomene genau den Thigle zugeordnet werden. Vermutlich wurde der Begriff teils mit der Leuchtstruktur, teils mit der Lichtfleckstruktur – oder zumindest mit den sog. mehrringigen „Regenbogenkreisen“ darin – und teils mit dem Lichtfleck selbst assoziiert. Die Yogis berichten beispielsweise, dass die simplen, beweglichen und leuchtenden punktierten Kreise oder Kugeln – vermutlich die Kugeln der Leuchtstruktur – mit zunehmendem Fortschritt als grosse stabile konzentrische Regenbogenkreise erscheinen. Entsprechend sind die Regenbogenkreise für die Dzogchen-Yogis eine fortgeschrittene Vision und ein klarerer Ausdruck der Manifestation des reinen Bewusstseins (Tausin 2019b).

Bei uns im Westen wiederum ist es der Lichtfleck, der auf reges spirituelles Interesse gestossen ist, und zwar seit dem Aufkommen der Digitalkameras. Denn auf Digitalfotografien (teils auch auf Videos) erscheinen solche Lichtflecken immer wieder. Bald wurde in esoterischen, spirituellen und grenzwissenschaftlichen Kreisen über deren Bedeutung diskutiert. Die Lichtflecken wurden als „Orbs“ oder zu Deutsch als „Geisterflecken“ bekannt. Oft werden sie als Lichtwesen aus anderen Dimensionen interpretiert, z.B. als Engel oder Dämonen, die mit unterschiedlichen Botschaften zu uns kommen, über die wiederum ihre Farbe Aufschluss gibt. Manchmal werden Orbs auch als Fahrzeuge dieser Wesen begriffen, als Seelen Verstorbener oder auch als geistige Energie des oder der Fotografierenden. Besonders häufig sollen Orbs an spirituell bedeutsamen Orten (z.B. Kirchen oder Friedhöfen) zu fotografieren sein, in Momenten ausgelassener Freude und Liebe (Hochzeiten, Taufen etc.), bei spirituellen Anlässen wie Ritualen oder Heilsitzungen, oder auch bei kreativen Aktivitäten. Etwas weniger beachtet sind die geometrischen Strukturen innerhalb der Orbs. Sie sind divers und nur teilweise als Kugeln und Fäden erkennbar. Sie erscheinen auch als Ringe, Zellen oder als chaotisches Gewusel. Manche Orb-Forschende interpretieren diese Strukturen als Ausdruck der unterschiedlichen Eigenschaften der Lichtwesen oder auch als Mandalas.
Orbs. Fotografie von Thomas Irlbeck.
Orbs. Fotografie von Thomas Irlbeck. Quelle (18.7.22).
Das Thema wurde populär, mittlerweile gibt es Bücher und Dokumentarfilme über Orbs. Forschende wie Miceal Ledwith und Klaus Heinemann (Heinemann/Ledwith 2007) haben die optisch-wissenschaftliche Erklärung anhand zahlreicher Aufnahmen unter diversen Umständen geprüft und sie als unzureichend empfunden. Demnach lassen sich zwar viele Orbs optisch erklären, aber eben nicht alle. Manche lassen sich auch ohne Blitzlicht und mit analogen Kameras fotografieren. Manche seien beweglich, zeigten intelligentes Verhalten, und könnten sogar von blossem Auge gesehen werden. Dies zeigt, dass das Orb-Phänomen sehr divers ist und womöglich die Beobachtung entoptischer Erscheinungen einschliesst.
Diverse Orbs und ihre Strukturen.
Diverse Orbs und ihre Strukturen. Quelle (18.7.22).

Die spirituelle Deutung des Orb-Phänomens lässt sich als Teil einer technospirituellen Bewegung sehen, die im 19. Jahrhundert mit dem Aufkommen der Fotografie eingesetzt hat. Seit damals versuchen Menschen, Geister oder andere paranormale Phänomene durch Technologien wie Fotoapparate, Tonbänder, Fernseher und nun auch digitale Geräte und Medien zu erfahren und zu beweisen. Die Überlegung dabei ist, dass es sich bei Geistern um objektive Kräfte oder Wesen handelt, die in Frequenzen schwingen, die wir zwar nicht wahrnehmen, sie aber mit geeigneten Apparaten sichtbar machen können.

Für die Seherinnen und Seher ist das Orb-Phänomen kaum von Interesse. Die Praxis der Orb-Fotografie würde ihnen nicht reichen, selbst wenn sich dadurch andere Dimensionen und ihre Wesen abbilden und somit beweisen liessen. Natürlich wäre ein solcher Beweis aufregend und würde die Weltsicht selbst der Skeptiker radikal verändern. Und womöglich könnten wir dadurch auch Phänomene wie Geistheilung, Energiearbeit, Engel und andere mythologische Wesen rational erklären, wie manche Orb-Forschende es behaupten. Doch würde unser Bewusstsein dadurch auch leuchtender und freier werden? Den Sehern zufolge führt die Bewusstseinsarbeit zur Erkenntnis, dass die Phänomene dieser Welt – mögliche Geister eingeschlossen – nichts anderes sind als Bewusstseinslicht in bestimmten Formen, und dass dieses Licht unsere wahre Natur ist. Dies wird direkt durch den inneren Sinn gesehen, technologische Hilfsmittel können uns diese Erkenntnis nicht vermitteln. Den Beweis dafür können wir nur für uns selbst erbringen, nicht für andere.

Die Beschäftigung mit den Lichtflecken als Orbs kann dennoch eine Bewusstseinsarbeit sein. Etwa dann, wenn diese Praxis auch ein Anlass ist, uns beispielsweise in eine positive oder meditative Stimmung zu versetzen oder eine forschende Neugier zu entwickeln. Und wenn sie uns dazu ermutigt, eine bewusstere Lebensweise zu wählen, an uns selbst zu arbeiten und unser Bewusstsein zu ergründen. Und nicht zuletzt schenken uns Orbs-Fotografinnen wie Samantha wunderbare Bilder, über die wir staunen und die wir geniessen können.

Danke, Samantha, für dein Bild!


Literatur/Links:
    - Zawischa, Dietrich (n/a), „Zufallsbeobachtungen (Abschnitt „Tröpfchen, Bokeh und Beugung“)“. Itp.uni-hannover.de.
    itp.uni-hannover.de (11.7.22)
    - Heinemann, Klaus; Ledwith, Miceal (2007): The Orb Project. New York: Simon & Schuster Inc.
    - „Das Geheimnis der Orbs“. Tagesspiegel.de, 23.9.08. tagesspiegel.de l (5.7.22)
    - „Geister auf digitalen Fotos?“ Focus.de, 27.3.16. focus.de (5.7.22)
    - Hatchell, Christopher (2014): Naked Seeing: The Great Perfection, The Wheel of Time, and Visionary Buddhism in Renaissance Tibet. Oxford University Press
    - Olds, Robert & Rachel (2010): Luminous Heart of Inner Radiance. Drawings of the Tögal Visions. Heart Seed Press
    - „Orbs – der Schleier hebt sich“ (Dokumentarfilm). Youtube.com. youtube.com
    - Tausin, Floco (2019a): Mouches volantes – Glaskörpertrübung oder Bewusstseinslicht? Bern: Leuchtstruktur Verlag
    - Tausin, Floco (2019b): Mouches volantes in den indischen Religionen. Veden, Hinduismus, Buddhismus. Bern: Leuchtstruktur Verlag
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Nestors Praxistipps

Das Sehen von Mouches volantes ist eine sehr einfache und leicht zugängliche Übung. Um es aber zur meditativen Praxis zu entwickeln, können einige Tipps von Nestor helfen.

Emotionen I

Emotionen sind innere Kräfte, die uns bewegen (von lat. emovere – heraus-/emporbewegen). Diese Bewegungen können belebend oder auch belastend wirken. Beispielsweise helfen uns Emotionen, die Wahrnehmung zu schärfen, Botschaften mitzuteilen, Motivationen zu stärken, Handlungsziele zu setzen und Entscheidungen zu treffen. Sie können aber auch innere Klarheit verhindern, uns zu verletzenden Handlungen verleiten, uns lähmen oder uns das Leben auf Abstand halten lassen. Ein guter Umgang mit unseren Emotionen ist somit eine wichtige menschliche Fähigkeit – egal, ob wir nach beruflichem Erfolg, nach einer harmonischen Partnerschaft oder nach spiritueller Vervollkommnung streben. Entsprechend gilt auch für das Sehen: Emotionen können ein Weg zum Sehen sein, oder sie können uns vom Sehen ablenken.



Was sind Emotionen und woher kommen sie?


Tagtäglich nehmen wir unzählige Sinnesreize wahr und machen uns viele Gedanken. Emotionen sind Reaktionen unseres Körpers darauf, wie wir diese Reize und Gedanken bewerten. Manche davon erleben wir als angenehm und empfinden Freude. Andere erfahren wir als bedrohlich oder unverschämt und reagieren mit Angst oder Wut. Was genau eine Emotion ist und welche Gefühlsregungen dazuzählen, ist umstritten. In der Forschung werden Emotionen häufig von Gefühlen unterschieden: Manchmal dient „Gefühl“ als Oberbegriff für alle möglichen psychischen Erfahrungen, inklusive Emotionen. Manchmal wird lediglich der bewusst gewordene Anteil der Emotionen als „Gefühl“ bezeichnet. Emotionen wären dann die eher kurzweiligen und unbewussten Regungen bzw. Affekte, die mit physiologischen Veränderungen wie erhöhtem Herzschlag oder schnellerer Atmung einhergehen. Häufig werden auch sog. „Basisemotionen“ wie Freude, Trauer, Angst, Wut, Scham, Überraschung und Ekel genannt. Solche grundlegenden Gefühlsregungen sind in allen Kulturen bekannt und bewirken in den Menschen gleiche oder ähnliche physiologische Reaktionen.

Emotionen gelten als eine Anpassung höherer Lebewesen an die Herausforderungen in einer gefährlichen Umwelt. Auch die Körper unserer Vorfahren mussten bei Bedarf rasch Energie bereitstellen um zu flüchten oder zu kämpfen. Beispiel: Ein Mensch hört ein ungewöhnliches Geräusch im Gebüsch, das von einem wilden Tier stammen könnte. Durch diese Wahrnehmung beschleunigt sich sein Herzschlag, Hormone wie Adrenalin werden ausgeschüttet und die Blutzufuhr in die Beinmuskulatur verstärkt. Dieser Zustand, den der Mensch als Furcht erfährt, lässt ihn aufmerksam horchen und bei Bedarf sofort die Flucht ergreifen, was ihm womöglich das Leben rettet. Andere Emotionen wie Bewunderung, Freude, Liebe, aber auch Scham, Stolz und Eifersucht wiederum halfen Menschen, sich in Gruppen zu organisieren, zu kooperieren und sich fortzupflanzen.

Während sich unsere Lebensweise in den letzten paar tausend Jahren stark verändert hat, wirkt in uns noch immer dieses archaische emotionale System. Deshalb ist so manche emotionale Reaktion, die für unsere Vorfahren überlebenswichtig war, in unserem modernen Leben unangebracht oder sogar schädlich für uns und andere. Zwar haben unterschiedliche Gesellschaften Regeln entwickelt, um Emotionen zu kontrollieren und ein Zusammenleben unter modernen Umständen zu ermöglichen. Doch diese Regeln sagen uns nur, welche Emotionen in welcher Situation, Intensität und Dauer angebracht oder eben nicht angebracht sind. Sie zielen darauf, dass wir ein funktionierendes und angepasstes Mitglied der Gesellschaft sind. Und nicht darauf, dass wir – geschweige denn wie wir – unsere Emotionen für die Bewusstseinsentwicklung nutzen. Ein typisches Beispiel: Wenn wir lernen, Wut zu unterdrücken, lässt sich in einem entsprechenden Moment zwar Streit oder Schlimmeres verhindern. Auf Dauer aber kann dies zu Selbstentfremdung und anderen psychosomatischen Störungen führen.

Mit Emotionen arbeiten - Emotionen aus seherischer Sicht.
Mit Emotionen arbeiten - Emotionen aus seherischer Sicht. (Quelle)

Emotionen aus seherischer Sicht

Lebensenergie kann sich durch alle unsere unterschiedlich subtilen Körper ausdrücken. Sie erscheint als physische Bewegung, als Gedanken oder eben als Emotionen. Emotionen gehören zu den Bewegungen unseres Gefühlskörpers. Doch wie die anderen Ausdrucksformen sind auch Emotionen gebundene Energien. Sie sind in ihrer Erscheinung abhängig von unserer Persönlichkeit, unseren Erfahrungen und bestimmten Bewusstseinsinhalten. Somit sind sie Teil unserer Kleinen Welt. Sie verdunkeln die Leuchtstruktur und behindern das Sehen. Wie im Fall der Gedanken oder der sexuellen Energie raten uns die Seher, die gröbere Energie der Emotionen in feinere Energie und schliesslich in reines Bewusstseinslicht umzuwandeln. Wie tun wir das? Inspiriert durch meine Gespräche mit den Sehern, und ergänzt durch die Literatur, habe ich vier Ansätze zusammengestellt: 1) mit Emotionen arbeiten; 2) Emotionen vermeiden; 3) am Gefühlskörper arbeiten; und 4) Emotionen als Energie erkennen. Diese Ansätze ergänzen sich gegenseitig, doch je nach Situation, Interessen und Fähigkeiten kann die eine oder andere Strategie für uns wichtiger oder weniger wichtig sein.



1) Mit Emotionen arbeiten

Um die Kraft der Emotionen in Bewusstheit umzuwandeln, hilft es zunächst, unsere „emotionale Intelligenz“ zu entwickeln. Dieser Begriff ist im Zuge der neurologischen Emotionsforschung seit Ende des 20. Jahrhunderts entstanden. Hier hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass unsere Intelligenz, unser Denken und unser Handeln ebenso sehr von unseren Emotionen abhängen wie von unserem Verstand. Und dass Emotionen damit ebenso wichtig sind wie der Verstand, um individuelle und gesellschaftliche Herausforderungen zu bewältigen. Die einseitige Schulung des Verstandes soll also durch die emotionale Schulung ergänzt werden. Dabei wird oft ein Mittelweg gesucht zwischen Unterdrückung der Emotionen und der affektiven Reaktion: Emotionen sollen nicht unterdrückt werden, weil damit unaufgelöste Themen ins Unbewusste verfrachtet werden könnten, wo sie die Entwicklung psychischer Störungen wie Depressionen oder Phobien begünstigen. Andererseits sollen Emotionen auch nicht einfach im Affekt ausgelebt werden, weil Menschen dann oft verletzend handeln und sich die Fronten verhärten. Es geht also darum, bewusst mit Emotionen zu arbeiten, damit wir uns über sie im Klaren sind, ihre Botschaft verstehen und sie kontrollieren können. Folgende Vorgehensweisen helfen dabei: Emotionen zulassen, wahrnehmen, ableiten, analysieren und positive Emotionen kultivieren.



Emotionen zulassen und wahrnehmen

Was einfach klingt, ist es nicht unbedingt. Denn das bewusste Zulassen und Wahrnehmen von Emotionen üben wir kaum. Hingegen lernen wir, dass bestimmte Emotionen in bestimmter Intensität und in bestimmten Situationen unangebracht sind. Also bewegen wir unsere Aufmerksamkeit weg von ihnen. Wir unterdrücken und überspielen sie. Hier gilt es umzulernen. Wir wenden uns der Emotion bewusst zu und versuchen sie zu benennen. Was genau ist es, das uns schlecht fühlen, unseren Puls rasen oder uns schwitzen lässt? Ist es z.B. Ärger? Scham? Oder Eifersucht? Oder eine Mischung aus all dem? Manchmal wissen wir das sofort, manchmal braucht es vielleicht etwas Zeit, um die Emotion benennen zu können. Doch früher oder später können wir uns selbst z.B. sagen: „Das ist Ärger, ich fühle Ärger“. Bereits diese Einsicht gibt uns ein wenig Kontrolle zurück, und womöglich müssen wir diesen Ärger dann nicht gleich auf eine verletzende Weise ausdrücken. Manchmal allerdings erfordern es die Umstände, dass wir die Emotion erst einmal zurückstellen, um handlungsfähig zu bleiben. Dann aber sollten wir die Übung in einer entspannten Atmosphäre nachholen, uns erneut in die Situation versetzen und z.B. erkennen: „Was ich heute in dieser Situation gefühlt habe, war Scham, ich habe mich geschämt“.



Emotionen ableiten

Manchmal sind Emotionen so heftig, dass wir sie weder bändigen noch zurückstellen können. Um sie nicht auf eine schädliche Weise auszuleben, hilft es, sich für einen Moment zurückzuziehen und sie körperlich und sinnlich abzuleiten. Ein Spaziergang oder einige Körper- und Atemübungen können helfen, von der intensiven Emotion erst einmal runterzukommen. Angenehme Ablenkungen wie Fernsehen, Lesen und Spielen oder die Stimulierung der Sinne beispielsweise durch eine heisse Dusche, ein schmackhaftes Gericht oder Musik bewirken dasselbe. Wichtig ist aber, die Emotionen nicht dauerhaft wegzuschieben, sondern sie so bald als möglich anzuschauen.



Emotionen analysieren

Die Analyse von Emotionen benötigt etwas mehr Raum und Zeit. Sobald wir uns einer Emotion bewusst geworden sind, können wir uns die unten stehenden Fragen stellen, hier wiederum bezogen auf den Ärger. Empfehlenswert ist, die Fragen und Antworten mündlich oder schriftlich auszudrücken – dies hilft bei der Verarbeitung.

- Ich war ärgerlich – aber wie ist es dazu gekommen?
- Was genau hat mich geärgert?
- Warum hat mich das geärgert?
- Wie berechtigt ist dieser Ärger? Wie wahrscheinlich ist es beispielsweise, dass ein unerwünschtes Ereignis eintritt? Oder: Hat er oder sie wirklich aus bösem Willen gehandelt oder war das nur ein Missverständnis?
- Wenn der Ärger berechtigt ist, was müsste für mich anders sein?
- Welche Botschaft hat der Ärger für mich insgesamt?


Es geht also darum, die Zusammenhänge zwischen Auslösern (sog. Triggern), Emotionen, Gedanken und Reaktionen zu erkennen. Auf diese Weise kommen wir unseren emotionalen Mustern auf die Spur: Es sind gleiche oder ähnliche Auslöser, die uns aufgrund bestimmter Erfahrungen immer wieder gleich oder ähnlich emotional reagieren lassen. Wenn wir das Muster erkennen, das gerade abläuft, und uns den Auslösern bewusst sind – den Situationen, Handlungen, Gedanken oder Bildern, die uns in Wut, Angst, Trauer usw. versetzen –, dann haben wir der Emotion schon einiges an Gewicht genommen. Auf diese Weise lernen wir nach und nach, mit starken Emotionen umzugehen. Und wenn wir diese Emotionen rasch verstehen und einordnen können, dann haben wir wiederum mehr Raum für Empathie: Wir können mehr Bewusstsein und Verständnis für die Situation und die Gefühle anderer entwickeln.



Positive Emotionen kultivieren

Negative Emotionen gelten seit jeher als Hindernisse auf dem Weg zum spirituellen Glück. Für die Buddhisten beispielsweise sind Gier, Hass und Verblendung die Geistesgifte, die uns im Wiedergeburtenkreislauf gefangen halten. Zusammen mit Stolz, Genusssucht, Masslosigkeit, Neid und Trägheit machen Gier und Hass auch den Grossteil der sog. Todsünden der katholischen Lehre aus, die den Menschen in weite Gottesferne rücken. Folgerichtig sollen negative Emotionen gezügelt und kontrolliert werden (z.B. durch die Analyse, siehe oben). Positive Emotionen wie Freude, Güte, Liebe, Dankbarkeit und Mitgefühl sind dagegen zu kultivieren.

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, positive Emotionen zu entwickeln. Im Prinzip sind alle Gedanken, Handlungen und Begegnungen förderlich, die in uns eben jene Emotionen erzeugen. Haben wir negative Emotionen in uns, können wir durch die Analyse versuchen, sie in positive Emotionen umzuwandeln. Beispielsweise hat die verletzende Bemerkung eines Freundes Ärger oder Trauer in uns ausgelöst. In der Analyse wird uns womöglich bewusst, das der Freund gegenwärtig unter grosser Anspannung steht oder aus Angst handelt. So können wir Verständnis und Mitgefühl entwickeln. Oder wir erkennen, dass er nicht die Absicht des Verletzens hatte, sondern einfach Worte wählte, die ein emotionales Muster in uns ausgelöst haben – und wir können Nachsicht und Güte walten lassen

Positive Emotionen können wir auch ohne konkreten Anlass kultivieren. Hilfreich sind diverse Meditationsübungen, wie sie etwa aus der buddhistischen Praxis bekannt sind (z.B. die vier Brahmaviharas: Güte, Mitgefühl, Mitfreude und Gleichmut). Beispielsweise können wir Situationen visualisieren, in denen wir Frieden und Freude erfahren. Oder wir visualisieren geliebte Menschen und strahlen Güte und Liebe für sie aus. Oder wir konzentrieren uns auf die Herzgegend, atmen Licht ein und atmen Liebe für uns selbst und für alle Menschen aus. Wie Studien gezeigt haben, fördern Übungen der Achtsamkeit, Meditation sowie Gebete generell positive Emotionen (Yaden 2020). Ein paar Minuten, in denen wir uns entspannt hinsetzen und auf den Atem oder auf innere Vorgänge achten, genügen bereits, um uns in eine positivere Stimmung zu versetzen.

(Fortsetzung folgt …)

Literatur/Links:

    - Dittmar, Viviane (2014): Gefühle & Emotionen – Eine Gebrauchsanweisung. Edition Est
    - Goleman, Daniel (2005): Emotional Intelligence. New York u.a.: Bantam Books
    - Grundmann, Tanja (n/a): „Emotions- und Beziehungssucht: Die Grundursache jeder Abhängigkeit“. Beziehung-in-Balance.de. beziehung-in-balance.de (4.5.22)
    - Kappelhoff, Hermann u.a. (Hg.) (2019): Emotionen. Ein interdisziplinäres Handbuch. Berlin: J. B. Metzler
    - McLauren, Karla (2010): The Language of Emotions. What Your Feelings Are Trying to Tell You. Boulder: Sounds True
    - Orloff, Judith (2010): Emotional Freedom. Liberate Yourself From Negative Emotions and Transform Your Life. New York: Harmony Books
    - Pietzonka, Manuel (2020): „Emotionspsychologie 1 – Was sind Emotionen und wie entstehen sie?“ Youtube.com. youtube.com (10.5.22)
    - Tausin, Floco (2011): „Haarsträubend“. Kinki Magazin 34: 50-52
    - Tausin, Floco (2010): Mouches Volantes - Die Leuchtstruktur des Bewusstseins. Bern: Leuchtstruktur Verlag
    - Vaas, Rüdiger (n/a): „Emotionen“. Lexikon der Neurowissenschaft / Spektrum.de. spektrum.de (10.5.22)
    - Yaden, David Bryce (2020): „The Psychology of Religious Rituals and Practices“. Rituals and Practices in World Religions. Cross-Cultural Scholarship to Inform Research and Clinical Contexts, hrsg. v. David Bryce Yaden u.a.. Cham: Springer: 17-30