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„O Sohn der
Kunti, die Sinne sind ungestüm und beherrschen den
Geist sogar desjenigen Menschen, der um Unterscheidungsvermögen bemüht
ist.“ Das Sinnesglück sei trügerisch, denn
es sei „am Anfang wie Nektar, am Ende wie Gift.“ Heisst das nun,
dass wir die Augen verschliessen und die Ohren verstopfen sollten, wenn
wir um ein spirituelles und bewussteres Leben bemüht sind? Natürlich
nicht, vielmehr geht es darum, unsere Sinnestätigkeit auch für
die Bewusstseinsentwicklung einzusetzen. Dazu haben uns die Weisen früherer
Zeiten ein wunderbares Instrument zur Hand gegeben: die Meditation. Der innere
Sinn
Obwohl dieser innere
Sinn keine offensichtliche physiologische Entsprechung hat, wird er von
vielen Kulturen symbolisch in seinem visuellen Aspekt dargestellt, dem dritten
Auge. In den östlichen Religionen symbolisiert das dritte Auge göttliche Weisheit und Befreiung; berühmt ist seine tantrische
Entsprechung im zweiblättrigen Anja Chakra zwischen den Augen. Im Christentum
kann das „einfältige“ oder „durchlässige“
Auge bei Mt. 6, 22 sowie das göttliche allsehende Auge in einem Dreieck
als drittes Auge verstanden werden. Und selbst in der westlich-wissenschaftlichen
Tradition gibt es Vorstellungen von einem inneren Auge, welches mehr wahrnehmen
kann als die üblichen optischen Reize. Dieses wird mit bestimmten Hirnbereichen
wie der Zirbeldrüse assoziiert.
Meditation
zur Entwicklung des inneren Sinns Ein guter Ausgangspunkt für eine solche Meditation sind die Yoga Sutras des indischen Philosophen Patanjali. Sein achtgliedriger Stufenweg befasst sich zunächst mit ethischen Lebenshaltungen sowie Körper- und Atemübungen. Diese Übungen führen zu geistiger und körperlicher Ausgeglichenheit und sind Voraussetzungen für ein gutes Gelingen der Meditation. Die vier aufeinander folgenden Stadien der Meditation sind: das Zurückziehen der Sinne (Pratyahara), die Konzentration (Dharana), die Meditation (Dhyana) und die Versenkung bzw. Kontemplation (Samadhi). Diese Meditation kann nach Patanjali über grobe oder feinstoffliche Objekte angewendet werden, wobei ich hier nur auf die feinstofflichen bzw. subtilen Objekte eingehe, auf die Objekte des inneren Sinns. Feinstoffliche
Meditationsobjekte können zwar auch Gefühle und Gedanken
sein, doch für die Entwicklung des inneren Sinns eignen sich jene Objekte
besonders gut, die sich durch eine Verbindung des inneren Sinns mit dem
Augensinn ergeben. Gemeint sind die subjektiven visuellen Phänomene,
die in der Physiologie als „entoptische Erscheinungen“ bekannt
sind und nur teilweise erklärt werden können. Entoptische
Erscheinungen sind solche Phänomene, die der Betrachter ausserhalb
von sich zu sehen glaubt, die aber in ihm selbst entstehen. Dazu gehören
z.B. kontrastfarbene Nachbilder, aufleuchtende Sternchen, bewegliche Punkte
und Fäden im Blickfeld (Mouches volantes), sowie geometrische Strukturen,
die in veränderten Bewusstseinszuständen durch Trance und Ekstasetechniken
auftreten können. Solche entoptischen Erscheinungen wurden von Menschen
seit jeher beobachtet, mit religiöser Bedeutung versehen und als Konzentrationsobjekte
verwendet. Davon zeugen beispielsweise die geometrischen Muster in der Kunst
heutiger und längst vergangener Gesellschaften, bei denen bewusstseinsverändernde
Praktiken und Trance zum religiösen Ritual gehören. Meditation
über bewegliche Punkte und Fäden nach Patanjali
Wie sehen nun die vier Stufen der Meditation nach Patanjali bezogen auf die Konzentration auf Mouches volantes aus? Die erste der vier
Stufen des Meditationsprozesses ist das Zurückziehen
der Sinne (Pratyahara). Dies bedeutet, dass wir die Objekte des
inneren Sinns, die Punkte und Fäden, in unser Blickfeld holen und bewusst
auf sie schauen. Dabei passiert es, dass wir unsere fünf Sinne von
den materiellen Sinnesobjekten zurückziehen und die Energie, die sie
normalerweise für ihr Funktionieren brauchen, in den inneren Sinn leiten.
In dieser ersten Stufe kundschaften wir unsere Punkte und Fäden aus,
lernen ihre Formen, Konstellationen und Bewegungen kennen, sehen, dass es
Punkte und Fäden im linken wie im rechten Auge bzw. Bewusstsein gibt,
und dass wir uns immer nur auf eine Seite konzentrieren können. Mit zunehmender Erfahrung im Sehen erreichen wir die zweite Stufe, die Konzentration (Dharana). Sie zeigt sich darin, dass wir die Punkte und Fäden besser und länger im Blickfeld halten können, und dass sie allmählich kleiner, schärfer und leuchtender werden. Auch Patanjali spricht in mehreren Versen von einer Steigerung des Lichts, das in der Meditation geschieht und nennt das „strahlende Licht“ (Jyotishmat oder Aloka) als möglichen Konzentrationsgegenstand, welcher zum Wissen um das Subtile, Verdeckte und Entfernte führe. Dieses Licht kann in den Punkten und Fäden direkt gesehen werden; dies ist der Grund, weshalb Nestor von einer leuchtenden Bewusstseinsstruktur bzw. Leuchtstruktur spricht. Gelingt es uns, die Punkte und Fäden längere Zeit ohne Neuausrichtung des Blicks festzuhalten, haben wir die Stufe der Meditation (Dhyana) erreicht. Die Punkte sind nun ruhig, fliessen nur noch wenig und leuchten klar. Unsere Aufmerksamkeit ist nun ununterbrochen auf die Punkte und Fäden der rechten oder der linken Seite ausgerichtet, der innere Sinn dominiert die fünf physiologischen Sinne. In der letzten
Stufe, der Kontemplation (Samadhi), ruhen unsere fünf
Sinne nun vollends. Der innere Sinn ist vollständig erwacht und lässt
uns unmittelbar und mit grosser Intensität die wahre Bedeutung dieser
Kugeln und Fäden und ihre Beziehung zu uns selbst erkennen und fühlen.
In der indischen Philosophie hat die kontemplative Erkenntnis oft eine mystische
Qualität, insofern der Seher mit dem Gesehenen identisch wird und dabei
die befreiende Erkenntnis seines wahren Selbstes erfährt. Literatur T. K. V. Desikachar: Yoga. Tradition und Erfahrung. Die Praxis des Yoga nach dem Yoga Sutra des Patañjali, Petersberg (Via Nova) 1997 Swami Vivekananda: Raja-Yoga. Der Pfad der vollkommenen Beherrschung aller seelischen Vorgänge, Freiburg im Breisgau 1995 (1988) J. D. Lewis-Williams / T. A. Dowson: The Signs of All Times, in: Current Anthropology, vol. 29, nr. 2, April 1988 Floco Tausin: Mouches
Volantes. Die Leuchtstruktur des Bewusstseins, Bern (Leuchtstruktur
Verlag) 2004
Die Äuglein
vor dem Weltgeschehen zu verschließen - Klappen runter, nüscht
mehr sehen, das Treiben rundum? Mir doch schnuppe! -, ist eine simplifizierende,
kindische Reaktion. Als gesellschaftlich vorbildhaftes, verantwortungsvolles
Verhalten wird es im Allgemeinen nicht gewertet, es sei denn, der ordnungs-,
nein naturgemäße Schlummer ist es, der die Augendeckel schließt.
Manchmal ist einem trotzdem nach eskapistischen Eskapaden jener Art, zumal
man das Gefühl nicht loswird, mehr als genug andere dösen mit
offenen Augen, die nächsten haben Schablonen eingebaut irgendwo auf
dem Streckenabschnitt zwischen Netzhaut und Hirn, und dementsprechend geformt
ist ihre Welt- und Selbstbetrachtung. Ganz beiläufig nahm ich als
Kind eines Tages wahr, dass man etwas sieht, wenn man spaßeshalber
die Augen mal für eine kurze Weile geschlossen hält. Ein Schweben, ein Gleiten frickeliger Fädchen und Fusseln,
die wie auf einer Leinwand vor der Rückseite der Lider herumgeisterten.
Verfolgte man die trickreichen Biester, bewegten sie sich mit, ruckartig
beschleunigend manchmal, um gleich darauf geruhsam oder träge wieder
herumzudümpeln, als ob sie mit dem Zuschauer ein bisschen Schabernack
treiben wollten. Weil die Vorführung selbstverständlich und praktisch
jederzeit abrufbar war, irgendwann dann auch offenenen Auges,
ging ich davon aus, dass jeder sie kennt. Es war unnötig und überflüssig,
darüber zu sprechen. Und wo genau der körpereigene Projektor und
die Projektionsfläche sich befanden - auf der Rückseite der Hornhaut,
im Kammerwasser, im Innern der Linse oder des Glaskörpers - war nicht
von geringstem Interesse. Ein neues Licht, um wenn schon nicht bravourös,
dann wenigstens brav im Bild zu bleiben, fiel auf die kleinteiligen optischen
Phänomene, als ich sie in irgendeinem Roman beschrieben fand. Das Sonderbare
war nicht, dass sie einen Namen haben, sondern welchen: Mouches
volantes, fliegende Mücken, heißen sie, und ich beschloss
sofort, ausschließlich die französische, bedeutend distinguierter
klingende Version zu verwenden. Noch erstaunlicher aber war dann der Hinweis,
dass angeblich keineswegs jeder Mensch dieser kurzfristig ablenkenden Attraktion
teilhaftig werden kann. Die Mouches volantes sind, im klinischen Wörterbuch
aufgeführt, schnöde Glaskörpertrübungen. Gelegentlich
streute ich diese sensationellen Informationen im Freundeskreis aus und
erfuhr, dass diese Mückenart so selten nun auch wieder nicht fliegt.
Eine Freundin fasst sie wie einen Bildschirmschoner auf, den sie ab und
zu aktiviert; ein Bekannter, dessen Namen ich geflissentlich verschweige,
hat im Internet erfahren (wo man bekanntlich Millionen trüber Quellen,
die Millionen trübe Tassen speisen, finden kann), dass Mouches volantes
leuchtende Indizien für ein selbstverständlich höher entwickeltes
Bewusstsein wären und - "angereichert mit innerem Licht"
- dabei mithelfen, die Welt wenn schon vielleicht nicht umgehend zu retten,
dann wenigstens zum Besseren zu verändern. Die These kann ich angesichts
der Filme in meinem Kopf voll Suff und Kino nicht bestätigen. Quelle:
Wie bei allen von ihm behandelten Phänomenen, liefert uns Darwin auch bei den „muscae volitantes“ eine detaillierte Anleitung, wie das Phänomen sichtbar gemacht werden kann: Man lege ein Quadrat aus weissem Papier mit ca. 1 cm Seitenlänge auf einen schwarzen Hut und betrachte dieses eine Weile. Blickt man anschliessend auf eine weisse Fläche, so erscheine nach einiger Zeit ein schwarzes Quadrat. Dieselbe Beobachtung könne man mit einem Blick in die Sonne machen, welche sich darauf ebenfalls abbilden würde. Darwin erklärt diese Wahrnehmung mit einer verminderten Sensibilität der Netzhaut. Damit hat Darwin ein Phänomen beschrieben, das wir heute als „Nachbild“ kennen. Für ihn jedoch sei dies die Ursache der dunkel gefärbten Mouches volantes, die dauernd wegzuschwimmen scheinen, wenn man den Blick direkt auf sie richten wolle. Der Arzt widerspricht hier ausdrücklich der Auffassung der Zeit, dass Mouches volantes irgendwelche Teilchen im Glaskörper des Auges seien. Als Begründung führt er an, dass sich diese „dark spectra“ nur durch unsere Augenbewegungen hin und herbewegten. Hielten wir dagegen unsere Augen ruhig, könnten wir aus den Augenwinkeln erkennen, dass sie sich gar nicht bewegten – also könnten es auch keine Teilchen im Glaskörper sein sondern müsse mit der Netzhaut zusammenhängen. Daraus können wir folgern, dass Robert Darwin die beweglichen Punkte und Fäden, die wir als Mouches volantes kennen, nicht wahrnehmen konnte oder sie mit einem anderen Begriff in Verbindung brachte. Nun macht sich Darwin daran, die von ihm so beschriebenen Mouches volantes als Ursache für so manche Wahnvorstellung zu beschreiben, welche übermüdete und kranke Menschen teilweise aufweisen würden. So zum Beispiel der italienische Renaissancekünstler Benvenuto Cellini (1500-1571). Cellini, von dem ein bewegtes Leben überliefert ist, habe mit Gefährten und einem Beschwörer eine Nacht auf einem abgelegenen Berg verbracht und Zeremonien durchgeführt um den Teufel erscheinen zu lassen. Am nächsten Morgen, auf dem Weg nach Rom zurück, hätten die Männer bei Sonnenaufgang jede Menge kleine Teufel auf den Hausdächern tanzen sehen – was Darwin auf eine Mischung von „muscae volitantes“, Übermüdung und Aberglaube zurückführte. Papa Darwin treibt
damit den fliegenden Mücken buchstäblich den Teufel aus und gibt
solchen erweiterten Wahrnehmungen eine rationale Grundlage. Hat er (und
die neuzeitliche Augenheilkunde) uns damit einen Dienst erwiesen? Jein.
Der Versuch, subjektive visuelle Phänomene wie die Mouches volantes durch die Vernunft zu begreifen, ist bestimmt ein geistesgeschichtlicher Fortschritt
– beispielsweise gegenüber dem Spätmittelalter, als Menschen,
die subjektive Wahrnehmungen mit un- oder antichristlichen Inhalten mitteilten,
mitunter ein lebensgefährliches Risiko eingingen. Quelle:
Herzlichen Dank,
Theo. Ich schreibe nicht nur über das, was Nestor als Wahrheit versteht,
sondern bemühe mich täglich es nachzuvollziehen und zu verwirklichen!
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